Penetrante Argumente

Greenpeace protestiert mit vermodertem Flut-Sperrmüll beim Verband der Mineralölwirtschaft: Konzerne mit Milliardengewinnen sollen für die Schäden durch Hochwasser aufkommen

Von KAI VON APPEN

Ungewöhnliches Szenario gestern Morgen am Steindamm: „BauarbeiterInnen“ errichten vor der Zentrale des Deutschen Mineralölwirtschaftsverbandes Sperren, zwei große Lkws fahren vor und kippen ihre Ladung aus: zerstörter Hausrat, durchfeuchtete Klamotten, unbrauchbare Elektrogeräte, vermoderte Teppiche und zerdeppertes Geschirr. Mit den Resten der Fluten von Grimma und Dresden protestierte Greenpeace gestern gegen die Politik von Esso, Aral/BP, Shell und Total/FinaElf.

„Ölkonzerne profitieren – Flutopfer verlieren“ steht auf einem Transparent. „Die Konzerne haben sich am Verbrauch von Öl in Heizungen und Benzin in Autos eine goldene Nase verdient“, erklärt Greenpeace-Experte Karsten Smid. Damit hätten sie zur Entwicklung der aktuellen Flutkatastrophen beigetragen, und „wer mitschuldig ist, muss auch für die Beseitigung der Schäden aufkommen“. Ein Modergeruch liegt über dem Haufen. Er lässt erahnen, wie es in den nassen Gebäuden stinken muss.

Die Offziellen des Verbandes reagieren gelassen: Sprecherin Barbara Meier-Buckow empfängt Smid in Begleitung der Presse zum Gespräch. In ihrem Verband werde Klimaschutz hoch angesehen, es gebe einen Beschluss dazu, betont sie. Neue Autos trügen zur Reduzierung des Benzinverbrauchs bei, und „bis 2020 wird der Ölverbrauch um 40 Prozent gesenkt“. Aber eine völlige Abkehr sei nicht möglich. Eine Mitschuld an den Flutdesaster weist sie zurück. Am Ende des Gesprächs bleiben zwei Greenpeace-Plakate zurück – und ein Haufen Klima-Sperrmüll.

Weniger gelassen reagierte unlängst der Esso-Konzern: Gegen Ermahnungen von Greenpeace, auf eine klimafreundiche Politik umzuschwenken, hat der Konzern zwei einstweilige Verfügungen erwirkt. Bei einer Strafe von 250.000 Euro ist es der Umweltorganisation verboten, Esso-Gelände „zum Zwecke der Meinungskundgabe rechtswidrig zu betreten“. Heute um 12 Uhr verhandelt das Hamburger Landgericht den Widerspruch von Greenpeace.