Täuschungsmanöver der USA

betr.: „Apocalypse Now!“, taz.mag vom 17./18. 8. 02

Dieses lesenswerte Magazin über Woodstock enthält einen Fehler, wenn es dort auf Seite III heißt: „Mit dem Tonking-Zwischenfall, bei dem nordvietnamesische Torpedoboote zwei US-Zerstörer im Golf von Tonking angriffen, eskalierte der Vietnamkrieg.“

Es steht längst fest, dass es sich bei dieser Darstellung um ein Täuschungsmanöver der US-Regierung gehandelt hat. Auch in gängigen amerikanischen Geschichtsbüchern wird darauf hingewiesen, dass Präsident Johnson seit Anfang 1964 Luftwaffenangriffe auf Nordvietnam vorbereitete. Im August 1964 unterstützten US-Schiffe und Militärplaner Angriffe südvietnamesischer Boote auf nordvietnamesisches Territorium. Dass Nordvietnam keinen Gegenangriff durchführte, war den direkt Beteiligten sofort klar; auch Präsident Johnson äußerte privat: „For all I know, our navy was shooting at whales out there.“ Die Regierung der USA sprach trotzdem von einem unprovozierten feindlichen Angriff auf amerikanische Schiffe auf hoher See, um dem Kongress und der Öffentlichkeit die Luftwaffenangriffe auf Nordvietnam schmackhaft zu machen. Es lohnt sich, diese historischen Ereignisse im Gedächtnis zu behalten; ebenso wie ähnliche Täuschungsmanöver anderer Regierungen, auch deutscher. Das könnte dazu beitragen, die seit langem und weiterhin anhaltende Suche der Bush-Regierung nach einem Anlass für einen Nahostkrieg besser zu verstehen. MICHAEL HOENISCH, Berlin