bankenprotest
: Ernster Dialog

Die seit langem angekündigte Demonstration durch Grunewald am vergangenen Samstag übertraf alle Erwartugen und, noch viel wichtiger: enttäuschte alle Befürchtungen. Denn hätten die Bilder von Steine schmeißenden Randalierern vor den Häusern harmloser Grunewalder Bürger nicht all die bestätigt, die die Initiative Bankenskandal als Haufen chaotischer Linksradikaler brandmarken und ihr die Legitimität hatten absprechen wollen?

Kommentar von WOLF VON DEWITZ

Stattdessen friedliche, zumeist ältere Berliner Bürger, in deren leeren Taschen nicht einmal Wasserbomben Platz fanden. Für die Unverbesserlichen, die die Demonstranten und Bankenkritiker weiterhin als „Pöbel“ bezeichnen wollen, gab es dennoch Anlass zur Häme. Schlicht idiotische Revoluzzerreime und der ziemlich geschmacklose Vergleich zwischen den 70.000 Fondszeichnern und den Toten der Französischen Revolution waren unbedacht. Hierauf die berechtigte Retourkutsche der Organisatoren: Ohne Provokationen hätten wir es gar nicht so weit gebracht.

Doch die Zeit der Polemik ist nun vorbei. Um ernst genommen zu werden, bedarf es der Sachlichkeit. Genau darauf wollen sich die Organisatoren um Birger Scholz und Peter Grottian nun konzentrieren. „SPD und PDS gehen einfach nicht auf unsere Vorschläge ein“, empört sich Scholz. Das muss sich spätestens jetzt ändern, die Initiative muss als gleichberechtigter Gesprächspartner anerkannt werden. Andernfalls riskieren die Politiker, dass die nächste Demonstration zu den Domizilen der Herren Wowereit und Wolf geht.

Aber: Schluss mit der Polemik. Gemeinsam aus dem Morast, anstatt gegeneinander ringend in ihm zu versinken.