tories in konischen büstenhaltern von RALF SOTSCHECK
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Als ob es den britischen Tories nicht dreckig genug ginge. Nun melden sich auch noch Freunde zu Wort, die jeden Feind überflüssig machen. Zwei frühere Berater des Parteichefs Iain Duncan Smith haben eine Website mit dem Namen www.electricreview.com gegründet. Dort schreibt ein Autor unter dem Namen „The Snake“ eine wöchentliche Kolumne, und das Pseudonym ist genau so gemeint.

Die Schlange berichtet über „zeitgenössische Kultur von jedem beliebigen Standpunkt, außer dem des verdorbenen, dummen, unwissenden und ignoranten Liberalismus“. Wer will das lesen? „Manche Länder haben eben nicht das Glück, eine Konservative Partei zu haben“, schreibt The Snake. Ob die Tories es allerdings als Glück ansehen, ein Mitglied wie die Schlange zu haben, ist ernsthaft zu bezweifeln. Ein Möchtegern-Abgeordneter, dem ein „pferdeähnlicher Akzent“ unterstellt wurde, ist not amused. Er beschimpfte die Schlange als „pickligen politischen Wichser“.

Eine ähnliche Meinung dürfte die 30-jährige Bäuerin Caroline Nokes haben, die stets ein rosa Wildlederjäckchen trägt. Sie wurde vom Parteivorstand als „exemplarisches Beispiel für die moderne Tory-Frau“ für die Kandidatur in Romsey aufgestellt, doch die Schlange hält sie „nicht unbedingt für die schärfste Nagelfeile im Schönheitssalon“. Noch schlechter kommt Gavin Barwell weg, der in Sutton kandidiert: Die Schlange nennt ihn ein „Hamstergesicht, denn seine Visage ist tatsächlich hamsterartig“.

Für Alan Duncan, der sich vor kurzem als erster schwuler Tory-Abgeordneter outete, hat The Snake auch nicht viel übrig. Der krasse Kolumnist outet vier weitere hoffnungsvolle Kandidaten, die „gern auf Duncans Schoß sitzen würden“, darunter einer mit dem Spitznamen „furchtbarer Grauer“. Zwei weitere Namen fehlen noch auf der „schwulen Lavendel-Liste“, weil sie es ihren Eltern erst schonend beibringen müssen. „Die wollen Gesetzgeber werden und sich für nationale Interessen einsetzen“, lästert die konservative Giftspritze, „aber sie haben Angst vor ihren Eltern? Pah!“.

Der Parteivorstand räumt ein, dass die Schlange recht gut informiert sei, da die Artikel auf der Website erscheinen, kaum dass ein Kandidat ausgewählt wurde. „Wir beobachten die Sache und wollen herausfinden, wer dahinter steckt“, sagte eine Sprecherin. Die alte Tory-Garde rauft sich die Haare. Norman Tebbit, früher Margaret Thatchers Schoßhündchen, forderte Duncan Smith auf, die „ungezogenen Kinder“ aus der Partei zu werfen. Damit meinte er auch Dominic Cummings, den Strategie-Direktor der Tories. Der hatte stolz verkündet, dass er eine Sache gefunden habe, die bei den Briten noch unbeliebter als der Euro sei: die Tories.

Die Schlange hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: „Wenn die Wähler uns nicht mehr länger mit Nadelstreifenanzügen, sondern mit konischen Büstenhaltern im Stile Madonnas identifizieren, sind wir auf dem Weg an die Regierung.“ Iain Duncan Smith wird vermutlich eher auf dem Weg ins Irrenhaus sein, wenn er in Madonnas Büstenhalter im Unterhaus erscheint.