Beate Uhse startet Sexshops für Frauen

Softer, heller, frauenfreundlicher, Dessous statt harter Videos: In Norwegen eröffnete bereits die vierte Filiale

STOCKHOLM taz ■ In Norwegen testet der Erotikkonzern Beate Uhse derzeit ein neues Konzept: Sexshops, die sich vorwiegend an weibliche Kundschaft richten. „Softer, heller, frauenfreundlicher“ ist laut Vorstandschef Otto Christian Lindemann die Strategie: „Wir müssen die Frauen kriegen, dann kommen die Männer mit.“

Ein erweitertes Wäscheangebot, Dessous gleich im Eingangsbereich präsentiert, Sexutensilien im Hintergrund. Keine Schmuddelatmosphäre, Sexvideos gibt es überhaupt nicht. Diese machen in den herkömmlichen, eher düster und schummrig gehaltenen „Männer-Läden“ 40 Prozent des Umsatzes aus – doch die Internet-Konkurrenz lässt laut Lindemann bei diesem Sektor langfristig sowieso mit einem kräftigem Rückgang rechnen.

Die neuen Geschäfte gehen laut Mayken Mangen von „Beate-Uhse Norge AB“, der norwegischen Tochtergesellschaft des Flensburger Konzerns, „wie ein Traum: Alle Verkaufsprognosen wurden weit übertroffen.“ Nachdem man im April unter großer Medienaufmerksamkeit und begleitet von kräftigen Protesten von Frauengruppen den ersten Frauen-Sexshop im westnorwegischen Bergen gestartet hatte – „gleich am ersten Tag waren die Handschellen ausverkauft“ (Lindemann) –, eröffnete der Uhse-Konzern in der vergangenen Woche in der Hauptstadt Oslo bereits den vierten Laden.

Dafür, dass „wir uns bislang überwiegend mit Männern auskennen“, wie Lindemann zugibt, hat Beate Uhse mit den norwegischen Frauen-Läden offenbar eine regelrechte Marktlücke entdeckt. Und offenbar dienen die Frauen dabei nicht nur als Köder, die ihre Männer mit ins Geschäft schleppen sollen.

Was die norwegische Frauenbewegung über eine Änderung ihrer bisherigen Haltung zu Sexshops nachdenken lässt. Beschränkte man sich zunächst auf Demonstrationen und Flugblattaktionen gegen den „deutschen Pornokonzern“, diskutiert man mittlerweile über Konkurrenzmaßnahmen. Johanne Bergkvist und Elise Malde von der „Kvinnefronten“ (Frauenfront) schlugen vergangene Woche in der Osloer Tageszeitung Klassekampen ihrer Organisation vor, eigene Sexshops zu eröffnen: „Wenn sich die Frauenbewegung wirklich an die Spitze der sexuellen Befreiung der Frauen stellen will, muss sie auch Alternativen zur Pornoindustrie bieten.“

„Jetzt“, so die beiden Kvinnefronten-Frauen, „werden Sexspielzeuge und Dessous als Pornorequisiten präsentiert. Aber das sind sie ja nicht von sich aus.“ Außerdem müssen „wir mal einen Schritt weiter kommen, als das Frauenverachtende des einen Dildomodells im Verhältnis zu einem anderen zu debattieren“. Sexshops würden durchaus auch an die Wurzeln der Frauenbewegung anknüpfen, welche in Norwegen unter anderem mit „Mütterhygienegeschäften“ startete. Die Kondome müssten ja nicht gleich von so infantilem Humor wie in den „Kondomerien“ sein. Aber, so Bergqvist, „ein Kondom mit dem Kvinnefronten-Logo wäre doch gar nicht so dumm. Vielleicht mit selbstleuchtender Farbe.“

REINHARD WOLFF