Die mit Hamburgs Zukunft spielen

Weniger Brot, dafür mehr Spiele: Die Vorbereitungen für die Fußball-WM preist Kaiser Franz höchstselbst. Ab morgen begutachtet die Olympia-Kommission die Bewerberstadt Hamburg. Senat will auch noch Behindertenspiele 2004 haben

von PETER AHRENS

Hamburg soll ganz groß mitspielen. Ab morgen nimmt die Bewerbungskommission des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) den Stand der Dinge für die Hanse-Olympiabewerbung 2012 unter die Lupe. Gleichzeitig hat der Senat gestern beschlossen, die nationalen Spiele der mehrfach und geistig Behinderten, die Special Olympics, 2004 nach Hamburg zu holen. Dass zudem 2006 in der Arena im Volkspark weltmeisterlicher Fußball gespielt wird, ist ohnehin schon sicher. Das Organisationskomitee für die WM mit ihrem Präsidenten Franz Beckenbauer an der Spitze gab sich gestern schon mal die Ehre.

Dabei ist kein Anlass zu schal, um eine pompöse Pressepräsentation zu arrangieren. Zum Ort der Handlung haben Beckenbauer und Co. ins 20. Stockwerk des Hanseatic Trade Centers am Eingang zur Speicherstadt geladen – ein Gebäude, das an sich noch komplett leer steht, aber einen imposanten Blick auf den Hafen und das potenzielle Olympia-Gelände gewährt.

Die einzige Nachricht des Tages, die das Komitee zu bieten hat, ist ein neuer WM-Hauptsponsor: die Hamburg-Mannheimer Versicherung. Dafür wuseln überall Mädchen in knappsten Röcken und Hamburg-Mannheimer-Trikotagen zwischen den Presseleuten herum. Das Buffet ist üppig, und ein Fußballtor ist auch aufgebaut. In einem Werbespot, der auf mehreren Bildschirmen läuft, preisen sich die üblichen Superstars, also Boris Becker, Claudia Schiffer und Schumi als WM-Botschafter an.

Versicherungschef Götz Wricke darf ausführlich über die „Verantwortung des Unternehmens für den Sportstandort“ räsonnieren und von „maßgeschneiderten Versicherungskonzepten für Profisportler“ schwärmen. Ein Hamburg-Mannheimer-Fußball-PR-Filmchen ist zu sehen, so dass Wricke logischerweise zu dem Schluss kommen muss, dass die „Hamburg-Mannheimer ein natürlicher Partner des Fußballs“ ist.

Was in Bezug auf Beckenbauer gar stimmen kann. Schließlich ist er der Kaiser, und damit namensgleich mit dem Herrn, der gemeinhin Werbeträger der Versicherung ist. Beckenbauer vergisst zudem nicht zu erwähnen, dass er ja mal Versicherungskaufmann gelernt hat – wenn auch bei der Konkurrenz von der Alianz – und sein Vater ihm damals geraten hatte, diese solide Laufbahn doch nicht fürs unsichere Fußballerdasein zu opfern.

Stürmerlegende Uwe Seeler ist natürlich auch noch da und darf ein paar Sätze zur „Bedeutung der Stadt Hamburg“ aufsagen und, dass die Hamburger „beim Wetter schon brasilianisch sind, beim Fußball hapert es zurzeit noch ein bisschen“.

Doch die Laune will sich an diesem Tag niemand dadurch vergällen lassen, dass das Thema HSV vertieft wird. Stattdessen unterzeichnen der Hamburg-Mannheimer-Herr Kaiser und der Schaun-mer-mal-Kaiser den Sponsorenvertrag, und alles löst sich am Buffet in Wohlgefallen auf. Die früheren Fußballheroen verkumpeln sich mit den Sportjournalisten. Die Duz-Maschinen laufen auf Hochtouren.

Der Pressechef des Organisationskomitees, Wolfgang Niersbach, kündigt an, dass man bis 2006 sicher noch öfter in Hamburg sein wird. „Und auch dann werden wir ihnen sicher wieder einen Anlass bieten.“