Fiat-Konzern in schwerer Krise

Massenentlassungen und Werksschließung. Laut Gewerkschaft sind 40.000 Stellen bedroht. Regierung kann Traditionsfirma kaum noch helfen. General Motors vor der Tür

ROM taz ■ Mit dem Abbau von 8.100 Arbeitsplätzen will Fiat die tiefe Krise des Unternehmens bewältigen. Der am Mittwochabend der Regierung und den Gewerkschaften vorgelegte Krisenplan sieht vor, dass 500 Beschäftigte entlassen und 7.600 zunächst in die Null-Kurzarbeit geschickt werden; schon im Juli war zudem eine erste Gruppe von 3.000 Fiat-Arbeitern in Kurzarbeit gegangen. Außerdem erwarten die Gewerkschaften weitere Arbeitsplatzverluste in der Zulieferindustrie von 20.000 bis 40.000 Stellen.

Der Stellenabbau soll alle sechs Werke in Italien einbeziehen; am härtesten wäre der Betrieb im sizilianischen Termoli betroffen, der bei einem Verlust von 1.800 Arbeitsplätzen komplett stillgelegt werden soll. Dort kam es schon am Mittwoch mit der Blockade von Straßen und Eisenbahnstrecken sowie einer Demonstration von 20.000 Menschen zu heftigen Protesten.

Die Firmenleitung vertritt dagegen den Standpunkt, dass nur mit massiven Stellenstreichungen die Produktionskapazität an die eingebrochene Nachfrage anzupassen ist. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres musste Fiat sogar in ihrem Heimatmarkt Italien bei Autos einen Verkaufsrückgang von 20 Prozent hinnehmen und fuhr allein im ersten Halbjahr über 800 Millionen Euro Verlust ein. Auch dem Turiner Konzern ist deshalb aufgefallen, dass seine Autos nicht mehr gefragt sind. Mit einem Investitionsprogramm von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr soll deshalb in den nächsten fünf Jahren die Modellpalette runderneuert werden. Zunächst aber ist die Regierung gefragt: Sie soll dem Konzern kurzfristig helfen. Berlusconi und seine Minister halten sich allerdings bedeckt. An die Rückkehr zu Frühverrentungen sei nicht zu denken, erklärte Arbeitsminister Roberto Maroni, und Berlusconi selbst erklärte den Verlust ganzer Fiat-Werke zwar zur Tragödie – stellte aber konkrete Hilfen nicht in Aussicht.

Zwar schloss Firmenpatron Umberto Agnelli noch am Mittwoch eine schnelle Übernahme des Konzerns durch General Motors – das seit 2000 schon 20 Prozent an Fiat hält – aus, doch angesichts der verzweifelten Lage von Fiat wird diese Perspektive immer wahrscheinlicher. M. BRAUN

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