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: Das ewige Talent

Wird Jürgen W. Möllemann darauf beharren, Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag und im Bundestag zu bleiben? Wird die FDP eine Auskunftsklage gegen ihn anstrengen? Wird sie ihn aus der Partei ausschließen? Wird sie Schadensersatz von ihm fordern? Das waren gestern interessante Fragen – aber es sind Fragen zur Vergangenheit der FDP. Die Ära Möllemann ist vorbei, sie wird nur noch abgewickelt.

Kommentarvon ULRIKE HERRMANN

Die liberale Zukunft gehört hingegen: Guido Westerwelle. Eigentlich gehört sie ihm schon lange. Spätestens, seitdem er 1994 zum Generalsekretär aufstieg, gilt er als die große und einzige Nachwuchshoffnung der Liberalen. Aber es war dies eine Ehre, die zunehmend zur Last wurde. Denn selbst als Parteivorsitzender entkam Westerwelle nicht ganz dem Flair der Jugend: Er blieb das ewige Talent, die Ansagen machten andere. Eben Möllemann, aber auch die Ehrenvorsitzenden Lambsdorff und Genscher.

Das ist nun vorbei: Genscher ist durch Krankheit geschwächt, Lambsdorff geht lieber auf Vortragsreisen und Möllemann hat sich selbst verstoßen. Zum ersten Mal ist Westerwelle tatsächlich, was sein Titel „Parteivorsitzender“ vorgibt: der FDP-Chef. Bisher war er das nur in den Polit-Talkshows. Vor allem bei „Sabine Christiansen“ schien es so, als gäbe es bei den Liberalen nur Guido Westerwelle mit seinem unverwüstlichen Optimismus.

Westerwelle ist als neuer echter FDP-Chef nicht zu beneiden. Die Partei ist jetzt zwar ruhig gestellt – aber sie ist zu ruhig. Es fehlen Kreativität und Diskussion. Generalsekretärin Cornelia Pieper fällt nicht durch Vorschläge auf, und selbst die Jungen Liberalen schweigen meistens.

Die FDP ist besonders: Sie ist die einzige Partei, die alle Ideen vom Vorsitzenden erwartet. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass sich die Einfälle nicht von selbst aufdrängen. Die liberale Zukunft sieht unerfreulich aus, seitdem das Spaßprojekt „18“ gescheitert ist. Selbst wenn das Guidomobil noch einmal seine Garage verlassen sollte, so wird niemand mehr erwarten, dass es mehr als 8 Prozent der Stimmen einfährt.

Die Liberalen haben eben keine Alternative zu sich selbst, sie bleiben – überspitzt – eine Partei für Zahnärzte, Notare und Firmenbesitzer. Bedauerlich für die FDP: Die meisten Wähler haben aber eine Alternative, das sind zum Beispiel die Grünen. Sie sind gestärkt, und sie werden bleiben. Schade für Westerwelle: Man kann diese lästige Konkurrenzpartei nicht einfach absetzen, sondern nur Möllemann.