Jetzt mit Staatsauftrag

Das politische Jugendmagazin „Fluter“ wird bald im Hause der „Süddeutschen Zeitung“ produziert. Der einträgliche Bildungsauftrag des Bundes sichert ehemaligen „Jetzt“-Redakteuren den Job

von SASCHA TEGTMEIER

Den treuen Fans fehlt montags ein Heft, den Redakteuren des Jetzt-Magazins fehlt seit Juli Arbeit. Doch dank der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) haben die edelfedrigen Jungredakteure des eingestellten Jugend-Supplements der Süddeutschen Zeitung (SZ) nun wieder einen Job. Die Magazinverlagsgesellschaft SZ, eine Tochter des Süddeutschen Verlags, soll ab dem kommenden Jahr das politische Aufklärungsmagazin Fluter produzieren. Dabei wollen die Münchner vor allem auf ihre ehemaligen Jetzt-Redakteure zurückgreifen. Für die bedeutet das einen Wechsel von journalistischer Avantgarde zur Arbeit an nüchternen Sachthemen, die das „Demokratieverständnis junger Leser“ – so das Selbstverständis des Fluter – im Alter zwischen 16 und 22 fördern sollen.

Der Fluter ist als politisches Jugendmagzin des Bundes der direkte Nachfolger der Politischen Zeitschrift (PZ), die im vergangenen Dezember nach über 20 Jahren zum letzten Mal erschien. Das Konzept war dem des Fluter schon sehr ähnlich. Neben den etwas angestaubten „Informationen zur politischen Bildung“ wollen die Bonner Politikaufklärer den Jugendlichen einen lockeren Zugang in die Welt politischer und gesellschaftlicher Themen bieten. Daher auch der Name: „Wie ein Deckenfluter wirft er sein Licht auf ein bestimmtes Themengebiet“, erklärt der BPB-Chef, Thomas Krüger. Im Dezember erscheint das Magazin zum fünften und letzten Mal unter der Regie der bisherigen Macher, des unabhängigen Journalistenbüros „media team gaarz“. Das kleine Team von rund 25 Journalisten war auch schon in den vergangenen Jahren mit der redaktionellen Arbeit an der PZ beauftragt. 200.000 durchweg bunte Fluter-Heftchen verbreitet die Bundeszentrale alle drei Monate kostenlos, 800.000 Euro lässt der Staat jährlich für diese politische Förderung der Jugend springen. Angesichts dieser Summe musste der Fluter-Auftrag ganz offiziell vom Bundesbeschaffungsamt und der BPB ausgeschrieben werden – viele von der Zeitungskrise rissige Verlagshände griffen sofort nach dem lukrativen staatlichen Projekt. Alt-Fluter Dieter Gaarz stand auf einmal mit seiner Mannschaft als David gegen drei Goliaths da: Neben ihm präsentierten der FAZ-Verlag, der Burda-Verlag und eben der Süddeutsche Verlag ihre Konzepte für den Fluter.

„Den Zuschlag haben die Jetzt-Leute bekommen“, sagt die Sprecherin der Bundeszentrale, Swantje Schütz. Als Kriterien haben Kompetenz und Preis den Ausschlag gegeben. Klar, dass ein großer Verlag ein günstigeres Angebot machen kann als ein kleines Journalistenbüro. Die Jetzt-Vergangenheit ist wohl Garant genug für Jugendkompetenz.

„Wir kennen eben die junge Zielgruppe und können unsere redaktionelle Erfahrung mit einbringen“, sagt Rudolf Spindler, Geschäftsführer der Magazinverlagsgesellschaft SZ. Die Zeitschrift solle glaubwürdiger und besser werden, so Spindler. Die Details wollen die Bundeszentrale für Politische Bildung und der Verlag jedoch erst in der kommenden Woche besprechen. Unklar ist noch, ob es einen kompletten Relaunch des Magazins geben wird oder lediglich kleine Veränderungen. „Das hängt von den Spielräumen ab, die uns die Bundeszentrale gibt“, sagt Spindler dazu. Man werde aber mit der ersten Ausgabe im März eine eigene „Handschrift“ kenntlich machen. Als Auffangbecken für arbeitslose Jetzt-Redakteure will er das Fluter-Projekt nicht verstanden wissen. Der frühere Fluter-Macher Gaarz meint hingegen: „Dass sich der Süddeutsche Verlag überhaupt für dieses Projekt interessiert, zeigt das Ausmaß der Zeitungskrise.“