Diesmal kleinteilige Aktionen

Castor-Transport im November: AKW-GegnerInnen stellen ihr Protestkonzept vor

HAMBURG taz ■ „Wir wollen nicht denselben Fehler machen wie die FDP“, sagt Wolfgang Ehmke, „also bleiben wir realistisch“: Mit rund 3.000 DemonstrantInnen aus dem Wendland rechnet der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg beim Castor-Transport Anfang November – „plus x“ Zugereiste. In Hamburg stellte gestern die Anti-Atom-Bewegung ihre Strategie vor, mit der ab 11. November gegen den Casor protestiert werden soll. Tenor: Statt die Kräfte im Wendland zu ballen, wird es kleinteiligere Aktionen entlang der Strecke geben.

Diesmal rollen zwölf Castoren nach Gorleben, so viele wie noch nie. „Es geht uns nicht darum, die Lieferung nach Gorleben zu verhindern“, betonte Ehmke. Vielmehr sei das Zwischenlager das Symbol dafür, „dass die Frage der Entsorgung bis heute nicht gelöst ist. Wir wollen kein Endlager, weder in Gorleben, noch in Krasnojarsk oder sonstwo.“ Um das zu betonten, findet die Auftaktkundgebung diesmal nicht in Lüneburg, sondern direkt in Gorleben statt.

Protest weiträumig entlang der Strecke heißt: Schon in Frankreich sind Aktionen geplant. Süd- und norddeutsche Gruppen konzentrieren sich auf ihren jeweiligen Bereich. Protestkernpunkt bleibt zwar die Bahnstrecke Lüneburg–Gorleben. „Aber auch hier sollen regionale Schwerpunkte gesetzt werden“, kündige Udo Hergenröder vom Aktionsbündnis „Heidewerkstatt“ an. In Lüneburg ruft die „Heidewerkstatt“ auf, vor Bezirksregierung, Kasernen des Bundesgrenzschutzes und Gerichten gegen „Demokratieabbau und Polizeiwillkür“ zu demonstrieren. Im ersten Streckenabschnitt bei Göhrde lädt das Bündnis „Region aktiv“ DemonstrantInnen in Scheunen und Privatunterkünfte ein – was es der Polizei voraussichtlich erheblich erschweren wird, Überblick und Kontrolle zu behalten. Im Wendland selbst organisiert die BI ein Camp, gemeinsam mit der gewaltfreien Initiative „X-tausendmal quer“. Diese plant wieder eine große Sitzblockade.

Die AtomkraftgegnerInnen kündigten gestern zudem an, gegen das Versammlungsverbot per Eilantrag vorzugehen. Unterstützung erhalten sie dafür vom Republikanischen Anwaltsverein, der auch die Auftaktkundgebung angemeldet hat. Dessen Mitbegründer 1979: Otto Schily und Gerhard Schröder.

„X-tausendmal quer“ warf der Bezirksregierung Lüneburg gestern vor, der Initiative „wider besseres Wissen“ gewalttätige Absichten zu unterstellen. Dazu seien in der Begründung des Versammlungsverbotes Zitate falsch kombiniert und unwahre Behauptungen aufgestellt worden – wie etwa, dass an Sitzblockaden der Initiative „schwarz Vermummte“ teilgenommen hätten. Sören Janssen, Sprecher von „X-tausendmal quer“: „Der Protest wird ins falsche Licht gerückt.“ HEIKE DIERBACH