unterm strich
:

Rudolf Noelte ist tot. Noelte, einer der großen Theaterregisseure der Nachkriegszeit, starb am Donnerstagabend im Alter von 81 Jahren in Garmisch-Partenkirchen an den Folgen einer Lungenentzündung, wie die Akademie der Künste in Berlin gestern mitteilte. Noelte litt seit Jahren an der Alzheimer-Krankheit und lebte in einem Pflegeheim. Die Beisetzung soll in Berlin stattfinden. Der 1921 geborene Noelte, der den Durchbruch als Regisseur 1948 mit der Inszenierung von Wolfgang Borcherts Heimkehrerstück „Draußen vor der Tür“ schaffte, bestimmte die deutsche Theatergeschichte der Nachkriegszeit in wesentlichen Teilen mit. Er inszenierte an zahlreichen großen deutschsprachigen Bühnen, wobei seine Domäne das bürgerliche Ambiente und sein Zerfall waren und er mit seinem Genauigkeitsstreben einem atmosphärisch dichten, psychologischen Realismus verpflichtet blieb. Mit der Inszenierung von Carl Sternheims „Die Kassette“ an der Freien Volksbühne Berlin leitete Noelte 1960 die Neuentdeckung des Dramatikers ein. Seine Kafka-Verfilmung „Das Schloss“ aus dem dem Jahr 1968 wurde mit zwei Bundesfilmpreisen ausgezeichnet. Bei der Akademie der Künste, deren Mitglied Noelte seit 1972 war, leitete er lange die Abteilung Darstellende Kunst. Hier befindet sich auch sein künstlerischer Nachlass.