Eine Straße voller Geschenke

Die Sophienstraße in Mitte ist bekannt. Beliebt ist ihr Umwelt- und Weihnachtsmarkt. Eine gute Adresse für Geschenke ist beides. Neben den zahlreichen Ständen werben viele kleine Geschäfte um die Gunst der Käufer

Wer noch bis zum nächsten Wochenende warten kann, stürzt sich dann gemeinsam mit vielen anderen Kauf- und Genusswütigen in die Sophienstraße. An jedem Adventssamstag und -sonntag verwandelt die sich in einen der schönsten Umwelt- und Weihnachtsmärkte der Stadt.

Dort wird Kunsthandwerk verkauft, Kleider von Modedesignern, Schmuck und Keramik, Mützen und Handschuhe aus Nepal und Didgeridoos aus Australien. Ein Ring kann dann schon mal 40 Euro kosten, aber Kerzen für 5 Euro gib es ebenfalls. Ein bisschen Kitsch und Spielzeug aus Holz sind auch dabei. An einigen Ständen informieren Umweltorganisationen über ihre Arbeit.

Feuerzauber gibt es an jedem Wochenende – außerdem einen grün gewandeten Weihnachtsmann. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Waffeln, Maroni und Glühwein lassen die Herzen höher schlagen und gleichzeitig den Wald aufatmen. Wird doch für jeden getrunkenen Becher Glühwein ein Baum gepflanzt. Alle Stände führen einen Umweltschutzbeitrag ab.

Am schönsten ist es abends. Dann setzen die alten Straßenlaternen die Kulisse der historischen und erfolgreich wiederbelebten Handwerkerstraße ins vorweihnachtliche Einkaufslicht. Die angestrahlte Sophienkirche auf der einen, die Eingänge zu oft überraschenden Höfen und Geschäften auf der anderen Seite, hat man die Qual der Wahl. Neben den Ständen des Weihnachtsmarktes werben Galerien um die Gunst des Betrachters.

Die alteingesessene Bäckerei Balzer verkauft ausgesucht leckeren Kuchen und jede Menge Weihnachtsgebäck. Angeboten werden etwa Gewürzkonfekt und Stolle in vielen Variationen (ab 3,50 Euro pro Pfund). Die exportiere sie sogar bis nach Frankreich, Mexiko und Venezuela, berichtet Waltraud Balzer, die 69-jährige Ladenchefin stolz.

Liebhaber erlesener Getränke und feiner Rauchwaren werden an Whisky & Cigars nicht vorbeikommen, immerhin 420 Whiskysorten zu Preisen von 15 bis 1.500 Euro harren hier ihrer Käufer. Unentschiedene werden ausführlich beraten, Kaufwillige dürfen vielleicht auch mal umsonst probieren.

Die Sophienstraße ist ideal für alle, die noch nicht genau wissen, was sie nun eigentlich verschenken sollen, die keine Lust auf Stress haben und höchstens mittlere Summen ausgeben wollen. Doch auch Geschenkelisten lassen sich hier zum Teil gut abarbeiten und zum Schluss kann man sich selbst noch was gönnen. Lohnend ist mindestens ein Blick in den British Shop, der seinem Namen alle Ehre macht. Neben schlichten weißen Teekannen und weniger schlichten Tassen finden sich Konfitüren, Kräutersäckchen und Kindergeschirr. Eine riesige, mit frischem Früchtemuster versehene Porzellanschüssel schreit laut „Kauf mich!“, verliert jedoch etwas an Reiz, wenn man den Preis erfährt. Schönes Briefpapier und originelle Tagebücher für Köche, Gärtner und Reisende sind da wesentlich günstiger. Witzig auch die Laptrays: kleine Holztabletts, die auf ein Kissen genäht sind. Für 36 Euro bekommt man so ein Ding, das – auf die Knie gelegt – zur bequemen Unterlage für Laptops oder Malpapier wird. Gleich nebenan warten Weihnachts- und andere Pyramiden auf Käufer. In Gesellschaft unzähliger Spieldosen – von ganz klein und sehr witzig bis sehr groß und ganz schön teuer – stehen hier Kurrendesänger und andere winzige Holzfigürchen aus dem Erzgebirge. Für Kinder und Kitschliebhaber hält der Laden mit Original Erzgebirgskunst viele schöne Spieldinge bereit. Springteufel und Kletterspechte konkurrieren mit Brillenhaltern in Tierform, Baukästen mit vielen Formen und Baumanhängseln in Sternenform. Weihnachtstauglich ist das Sortiment jedenfalls, und wer nicht bereits öfter in Seiffen Urlaub gemacht hat, freut sich über eine Miniaturausgabe der dortigen Kirche, über traditionelle Nussknacker und Räucherfiguren.

Exotisches Räucherwerk bekommt man ein paar Meter weiter. Bei Hirafi steht orientalisches Wohnen auf dem Programm. Dass sich die Angebotspalette auf ausgewählte und auch hierzulande gut absetzbare Artikel beschränkt, sollte niemanden vom Stöbern abhalten. Die funkelnden Teegläser passen ebenso unter einen Weihnachtsbaum wie die Obstschalen aus Keramik oder glitzernde Kissen.

Bunt und schillernd können auch die bei Cris Cris erstandenen Geschenke sein. Allerdings sollte die Käuferin hier nicht nur den Geschmack, sondern auch die Größe der Nutznießerin genau kennen. In hallenartigen Räumen verkauft und fertigt Kristiane Krämer Korsagen, Dessous und Badeanzüge. Die ganze Kollektion kann vom Fleck weg gekauft werden – zu Preisen, die sich ab 30 Euro (Stringtanga) aufwärts bewegen. Sexy Angora-Unterwäsche und Nierenwärmer in Miederoptik (119 Euro) gehören zu Krämers Favoriten im Weihnachtsgeschäft.

Günstiger, dafür auch von kürzerer Lebensdauer sind die Kreationen, die 1000 & 1 Seifen bereithält. Betritt man den kleinen Laden im Souterrain, verschlägt es einem prompt die Nase. Unmöglich ist es, aus dem Gemisch süßer, herber, sanfter, greller, fruchtiger, blumiger oder scharfer Düfte im ersten Moment einen einzigen herauszuriechen. Das Auge wird kaum weniger beansprucht. Deckenhoch lagern in Regalen, die an Kuchenbretter erinnern, dunkelrote, moosgrüne, hellblaue, kieselgraue, honiggelbe, zimtfarbene und quietschorange Seifenbrocken, -riegel und -stückchen. Da der Preis sich nach Größe und Gewicht richtet, bekommt man nette kleine Teile schon für 2,50 bis 3 Euro. Auf Wunsch werden auch käufereigene Kräuter zu Seifen verarbeitet.

Bleibt noch anzumerken, dass wir während eines – zugegeben sehr frühvorweihnachtlichen – Testeinkaufes in der Sophienstraße auf durchgängig freundliches und aufgeschlossenes Verkaufspersonal stießen, sodass wir neben prall gefüllten Geschenkesäcken auch ausgesprochen gute Laune mit nach Hause nahmen. KATHARINA JABRANE

Der Weihnachtsmarkt in der Sophienstraße in Mitte findet an allen Adventswochenenden statt, samtags von 12 bis 21 Uhr, sonntags von 11 bis 19 Uhr. Viele der anliegenden Geschäfte passen ihre Öffnungszeiten dem vorweihnachtlichen Geschenkeverkaufsrausch an.