Nöte von Heranwachsenden

Von Regisseurin Jurinde Dröse mit Lust an Peinlichkeiten und langen Gesprächen über Zahnspangen inszeniert: Andri Beyelers „The Killer in Me is the Killer in You My Love“ am Thalia in der Gaußstraße

Jung sein ist selten der viel zitierte „süße Vogel“. Für die meisten ist es eine beschwerliche Zeit, gespickt mit Nöten, Selbstzweifeln – und Peinlichkeiten. Vielleicht hat sich der 26-jährige Schweizer Andri Beyeler auch mal so gefühlt. Auf jeden Fall hat er in seinem Drama The Killer in Me is the Killer in You My Love ungewöhnlich dicht und pointiert darüber geschrieben.

Bei den diesjährigen Autorentheatertagen im Frühjahr am Thalia Theater hat Beyeler dafür viel Beachtung gefunden. Und in der jungen Hamburger Regisseurin Jorinde Droese eine Regisseurin mit frischen Ideen. In nur zehn Tagen hatte sie eine Werkstattinszenierung angerichtet und dabei den Finger so gekonnt auf die im Text verborgene Situationskomik gelegt, dass sie die Zuschauer umgehend mitriss. Am 21. September kommt es nun zu einer ordentlichen Uraufführung am Thalia in der Gaußstraße.

Beyeler, 1976 in Schaffhausen geboren, hat es mit seinen jungen Jahren schon zu einem notwendigerweise guten Übersetzer, ein Paar Veröffentlichungen und Anerkennungen auf Festivals gebracht. Jorinde Droese, ebenfalls Jahrgang 1976, ist Regiestudentin in Hamburg und hat schon einige hoffnungsvolle Assistenzen und Studienprojekte am Schauspielhaus gezeigt.

Das Stück hat sie gleich gefangen: „Mich haben die Figuren gereizt. Ich suche erst nach der Geschichte und dann nach einer eigenen Körperlichkeit.“ Schon der Titel ist Verheißung, eine Liedzeile der Smashing Pumpkins. „Am deutlichsten ist das für mich in der Szene, wo das junge Liebespaar auf der Mauer sitzt und schon nicht mehr küsst. Nach dem Motto: Das, was dich tötet, tötet auch mich“, erklärt Droese.

The Killer handelt von drei Heranwachsenden, die im sommerlichen Schwimmbad das tun, was alle Jungs im ihrem Alter gerne tun: den Mädchen auf den Po schauen, Pornohefte der Eltern gegen Geld auf dem Klo zeigen, heimlich die erste Zigarette rauchen. Gerber ist verliebt in Hanna, doch sein kleiner Bruder funkt dauernd dazwischen. Lena will sich wegen ihrer Figurkomplexe zum Schwimmen nicht ausziehen. Auf einen Sommer voller Spiel, Spaß und Hoffnung auf Erlösung und Liebe folgt ein trüber Herbst. Am Ende bleiben alle enttäuscht, gescheitert und allein zurück.

Droese hat die Werkstattinszenierung für die Uraufführung noch einmal gründlich überarbeitet: „Wir haben einige Szenen und Verschachtelungen wieder aufgemacht. Und der Schluss ist anders durch eine weitere Szene.“ Die Inszenierung gerät dadurch eine Spur trauriger, aber für Humor wird immer noch gesorgt sein: „Die Komik ist aus einer Lust an Peinlichkeiten und langen Gesprächen über Zahnspangen entstanden.“

Annette Stiekele

Premiere: Sa, 20 Uhr, weitere Vorstellungen: Mo, Di + 2.10., 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße