Lust auf Vernetzung

Die European Theatre Convention, deren Mitglied das Thalia Theater ist, tagte in Hamburg und plant für 2003 in Athen ein Festival zum Thema „Migration“

Das Hamburger Thalia Theater ist ein weltweiter Botschafter in Sachen Bühnenkunst. Seine Produktionen reisen rund um den Globus; gerade wurde Tomasz Pandurs Inferno/ Purgatorio/ Paradiso in Seoul enthusiastisch gefeiert. Über die Leitung seines Hauses hinaus betreibt Intendant Ulrich Khuon eifrig eine europäische Vernetzung. Seit er vor zwei Jahren das renommierte Haus am Alstertor übernahm, ist es Mitglied in der „European Theatre Convention“ (ETC). Der Vereinigung gehören europaweit 36 Theater in 22 Ländern an, darunter neben dem Thalia Theater nur zwei weitere deutsche Häuser, das Schauspiel Hannover und das Hessische Staatstheater Wiesbaden.

Seit seiner Gründung 1988 treffen sich die Mitglieder zweimal im Jahr zur Generalversammlung. Jetzt waren sie – vom 28. November bis zum 1. Dezember – in Hamburg zu Gast. Und da gilt es nicht nur, schöne Kunst zu genießen. Auch der Finanzreport will abgehandelt sein, und der sieht mit 450.000 Euro Zuschuss aus Brüssel für 2003 recht rosig aus. „In diesen globalisierten Zeiten ist das Theater auf bezaubernde Weise anachronistisch“, erläutert Ulrich Khuon. Gerade jetzt komme es auf den Eigensinn an. In dem Einerlei aus McDonalds und Coca Cola erfüllten die Theater eine wichtige Funktion als profilierendes Instrument für eine Stadt.

Oberstes Ziel des Netzwerkes ist es, den Austausch zwischen den europäischen Häusern zu fördern. Neue Kandidaten müssen ein „ausgeprägtes Interesse an zeitgenössischen Texten“ und Lust auf „internationalen Austausch“ mitbringen. Autoren wie Moritz Rinke oder John von Düffel konnten über das Netzwerk ihre Stücke bereits innerhalb der ETC vorstellen.

Was in Hamburg aber kaum jemand weiß: Für Abonnenten aller Mitgliedshäuser gilt freier Eintritt beim Besuch einer Theatervorstellung in einem anderen Mitgliedstheater. Immerhin 5.000 Besucher haben dieses Angebot im vergangenen Jahr genutzt. Für 2003 ist ein Festival zum Thema „Migration“ in Athen angedacht. Für das Thalia Theater wird Armin Petras den dritten Teil seiner Fritz-Kater-Trilogie über Heimatlosigkeit und Flucht vorbereiten. Das Thalia Theater zeigt mit diesem Engagement einmal mehr, dass es ihm ernst ist mit der Nachwuchsförderung und dem Blick über den Tellerrand. Annette Stiekele