Expo 2010 vergeben

Schanghai richtet Weltausstellung für 30 Milliarden aus. Hannover zahlt noch Schulden ab. Musiker klagt

HANNOVER taz ■ Die chinesische Wirtschaftsmetropole Schanghai hat erwartungsgemäß den Zuschlag für die Ausrichtung der Weltausstellung „Expo 2010“ bekommen. Die Delegierten aus 89 Mitgliedsländern des Internationalen Ausstellungsbüros stimmten am Dienstag in Monaco für die größte Stadt Chinas. Mitbewerber Schanghais waren Moskau, Breslau, Queretaro in Mexiko und Yeosu in Korea. Die Weltausstellung 2005 ist an das japanische Aichi vergeben.

Rund 3 Milliarden Euro will Schanghai allein in die Errichtung einer 5,4 Quadratkilometer großen Ausstellungsfläche stecken. Das fünf- bis zehnfache dieser Summe wird voraussichtlich in den Ausbau des Verkehrssystems, die Modernisierung der Stadt und den Abriss eines Altstadtviertels fließen. Dass sich für 2010 diesmal gleich fünf Städte beworben hatten, war neuer Rekord: So groß war die Auswahl noch nie in der mehr als 150-jährigen Geschichte der Weltausstellungen.

Niedersachsen, dessen Hauptstadt Hannover wohl auch letzte deutsche Expo-Stadt bleiben wird, hat unterdessen weiter an an finanziellen Folgen des Weltausstellungsspektakels zu tragen. Auf runde 1,1 Milliarden Euro hat sich am Ende das Expo-Defizit eingependelt, in dem allerdings die Ausgaben für die Modernisierung von Straßen und den öffentlichen Nahverkehr noch nicht enthalten sind. Niedersachsen muss davon 335 Millionen tragen – den Rest übernimmt wegen der Beteiligung des heutigen Bundeskanzlers an der Entstehung der Weltausstellung in Hannover der Bund. Dennoch wird das Land noch Expo-Schulden abbezahlen, wenn die Weltausstellung in Schanghai bereits Geschichte ist.

Ansonsten sind in Hannover nur noch der Rockmusiker Klaus Meine und das Landgericht mit der Weltausstellung beschäftigt: Der Frontmann der Scorpions versucht gegenwärtig vor einer Zivilkammer des Gerichts zu beweisen, dass er tatsächlich der alleinige Autor der Expo-Hymne „Moments of Glory“ ist: Ein Kölner Musiker, in dem Meine nur den Arrangeur der Hymne sieht, hält sich selbst für den Komponisten des schwülstig-bombastigen Rockstücks und will an den entsprechenden Einnahmen beteiligt werden. Dem Scorpions-Musiker fällt es vor Gericht schwer, den Plagiatsvorwurf abzuwehren und die alleinige Urheberschaft zu beweisen. Wie viele Altrocker kann er leider nicht einmal Noten lesen.

Der einzige dauernde Nutznießer der Expo 2000 ist weiterhin die in Hannover beheimatete Deutsche Messe AG, bekannt durch die CeBIT und ihre Industriemesse. Ihr Messegelände im Süden Hannover, auf das immerhin zwei Drittel der Weltausstellung passten, wurde durch die Expo umfassend modernisiert.

JÜRGEN VOGES