Schwarzes Meer vor Portugal

Ölteppiche der „Prestige“ verseuchen immer neue Strände. Frankreich gibt Ölalarm für die Biskaya. Vorwürfe gegen spanische Regierungen. Deutsche Helfer ziehen vorzeitig wieder ab

MADRID taz ■ Das Öl aus dem untergegangenen Tanker „Prestige“ breitet sich aus. Gestern gelangten erste Ölteppiche an die Küste Portugals. Das portugiesische Hydrografische Institut erwartet insgesamt 670 Tonnen Schweröl. Doch das könnte nur der Anfang sein. Denn in den nächsten Tagen wird der größte Ölteppich, der mittlerweile doppelt so groß ist wie Berlin, an die Küste geschwemmt. Die Behörden versuchen, die Mündung des Minho, des Grenzflusses zu Galicien, zu schützen.

In Frankreich lösten die Behörden Katastrophenalarm zum Schutz des Meeres aus. Erste Reste des „Prestige“-Unglücks sind nur noch 250 Kilometer von Biarritz entfernt. Von dort zieht sich Europas größter Sandstrand mehrere hundert Kilometer nach Norden. Die Meeres-Präfektur fürchtet, in 10 Tagen sei eine „weit gestreute, aber nicht massive Verschmutzung“ zu erwarten. Die Behörden wollen das Öl mit Schleppnetzen abschöpfen.

In Galicien selbst ist mittlerweile die gesamte Küste von der Ölpest betroffen. Gestern gelangte die schwarze Flut erstmals in die fisch- und meeresfrüchtereichen Buchten Rías Baixas’ und verschlammte das Vogelparadies der Atlantischen Inseln. In den östlichen Nachbarregionen Asturien und Cantabrien treiben Ölteppiche direkt vor der Küste.

Die spanische Regierung versucht weiterhin, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. Vor Ort sind die Helfer empört über die mangelnde Hilfe der Regierungen in Madrid und der Regionalhauptstadt Santiago de Compostela. Die deutschen Helfer von Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr, die unter anderem Schulungen für den Kampf gegen das Öl machen wollten, reisten vorzeitig ab. Die Zusammenarbeit mit den spanischen Behörden sei weitgehend fruchtlos gewesen, meldete die Nachrichtenagentur dpa gestern. REINER WANDLER

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