Frieden für Sri Lanka

Einigung in Oslo: Selbstverwaltung für Tamilen in föderalem Staat. Vorbild Schweiz. Furcht vor Reaktion der Hardliner auf beiden Seiten

DELHI taz ■ Bei den Osloer Gesprächen für einen Frieden in Sri Lanka haben sich Regierung und tamilische Befreiungsorganisation LTTE überraschend auf eine Autonomieregelung geeinigt. In einer gemeinsamen Erklärung nach der dritten Verhandlungsrunde hieß es: „Beide Seiten haben sich entschlossen, eine politische Lösung auf der Basis einer föderalen Struktur innerhalb eines geeinten Sri Lanka zu finden.“ Die Delegationsleiter, Gamini Peiris und Anton Balasingham sowie der norwegische Vermittler Erik Solheim bezeichneten die Einigung als einen „historischen Durchbruch“.

Als erste Anschauungsobjekte im Föderalismus-Kurs gelten Schweizer Kantone. Zwei hochrangige Vertreter der LTTE wollen von Oslo gleich weiter in die Alpenrepublik reisen. Auch die Autonomieregelungen Kanadas und Australiens könnten Beispiele für eine künftige Struktur liefern, hieß es aus Oslo. Sie wird der tamilischen Minderheit im Norden und Osten des Landes weitgehende Selbstverwaltung bringen, wenn die nötigen Änderungen in der srilankischen Verfassung von Volk und Parlament akzeptiert werden.

Bereits letzte Woche war während der ebenfalls in Oslo stattfindenden Geberkonferenz LTTE-Chef Vellupillai Prabhakaran erstmals öffentlich vom Ziel eines unabhängigen „Tamil Eelam“ abgerückt. Allerdings gab es auch Rückschläge: Der Führer der muslimischen Minderheit im Osten, Rauf Hakeem, reiste eilig nach Colombo zurück, weil die Führung seiner Partei, des Sri Lanka Muslim Congress, ihn abgesetzt hatte – die „Strafe“, weil Hakeems keine eigene Provinz für die Muslime forderte.

Beobachter in Colombo halten es für möglich, dass die innenpolitische Situation in Sri Lanka die Gespräche in Oslo beschleunigt hat. Unter singhalesischen Hardlinern wächst die Furcht eines „Ausverkaufs“ an die LTTE. Die Regierungsmehrheit ist knapp. Ihr Fall würde die Verhandlungen aus dem Gleis werfen. Die Eile in Oslo erweckt den Eindruck, dass Regierung und LTTE dem zuvorkommen wollten.

BERNARD IMHASLY