Korrekt beschuht aufs Rad

Regelmäßig stellen wir an dieser Stelle zwei Werte aus dem Natur-Aktien-Index vor. Heute den US-Schuh- und -Textilhersteller Timberland und den japanischen Fahrradausrüster Shimano Incorp.

Seit 1978 firmiert die 1955 von Nathan Swartz gekaufte Schuhfabrik unter dem Namen The Timberland Company (Wertpapierkennnummer 873 525). Im Natur-Aktien-Index (NAI) ist sie seit dessen Auflage vertreten. Inzwischen stellt Timberland nicht mehr ausschließlich Schuhe her, wenngleich die mit einem Umsatzanteil von 77 Prozent immer noch das Hauptgeschäft sind, sondern auch Kleidung und Accessoires.

Seit 1995 produziert das in den USA ansässige Unternehmen nicht mehr im eigenen Land. Alle Produktionsstandorte in Amerika wurden geschlossen, die Produktion wurde nach Puerto Rico und in die Dominikanische Republik verlagert. Accessoires und Bekleidung stammen zu 100 Prozent von Zulieferern aus dem asiatisch-pazifischen Raum. In Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien existieren Tochterunternehmen in Form von Vertriebsgesellschaften. „Hauptabsatzmärkte für das Unternehmen sind die USA“, so das hannoversche Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (imug), das regelmäßig Unternehmensprofile der NAI-Werte erstellt, „ein großer Teil des restlichen Umsatzes wird in Europa erzielt“.

Im Jahr 2001 belief sich der Gesamtumsatz auf rund 1,2 Milliarden Dollar, wovon 70 Prozent auf dem nordamerikanischen Markt gemacht wurden. Folgt man einer Empfehlung von Öko-Invest, so lohnt es sich, die Timberland-Aktie weiter zu halten. Ihr Kurs hat sich – so der Informationsdienst – in den letzten vier Jahren immerhin mehr als verdreifacht.

Innerhalb einer Branche, deren Standard „hinsichtlich einer ökologischen Produktgestaltung von Schuhen“ laut imug nicht sehr ausgeprägt ist, kann Timberland sich immerhin zugute halten, dass dort „Anstrengungen zur Reduktion von gefährlichen Stoffen“ unternommen werden. Auch spielen in der Zusammenarbeit mit Lieferanten Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitssicherheitskriterien eine wichtige Rolle. Mit einigen Zulieferern hat Timberland an der Substitution von AZO-Farbstoffen gearbeitet.

The Timberland Company hat einen hauptamtlichen Manager für Umwelt, Arbeitssicherheit und Gesundheit. Auch für die Produktionsstandorte in Puerto Rico und in der Dominikanischen Republik gibt es hauptamtliche Umweltschutzbeauftragte. Timberland gehört zu den Unterzeichnern der Ceres-Prinzipien, die sich zur Integration von Umwelt- und Klimaschutz in die Unternehmenspolitik sowie zur Offenlegung von umweltrelevanten Daten verpflichten.

Die 5.600 Mitarbeiter (2001) profitieren von einem „für die Schuhindustrie großzügigen Programm der Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmensergebnis“. In regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen werden sie über Entwicklungen im betrieblichen Umweltmanagement ebenso aufgeklärt wie über Gesundheitsthemen. Bei den ausländischen Zulieferern wird die Einhaltung der sozialen Mindeststandards durch die Zusammenarbeit mit der Non-Profit-Organisation Verite überwacht und gewährleistet. Darüber hinaus leistet Timberland nicht nur Geld- und Sachspenden für gemeinwesenorientierte Sozialarbeit, sondern auch Zeitspenden: Bis zu 40 Stunden im Jahr kann ein Mitarbeiter für Gemeinwesenarbeit freigestellt werden.

Die japanische Shimano Incorporation gehört seit der Auflage des Index zum NAI. 1921 gegründet, ist Shimano heute weltweit führender und größter Hersteller von Fahrradkomponenten wie Bremsen, Tretlagern und Schaltungen. Neben der Fahrradsparte, die mit 72 Prozent den größten Teil des Umsatzes garantiert, werden weitere 26 Prozent des Umsatzes mit Angelgerät erwirtschaftet. Der Rest geht auf das Konto von Präzisionsteilen für die Automobilindustrie.

Hauptsitz der Shimano Inc. ist Osaka. Die Firma befindet sich zum größten Teil in Familienbesitz, 20 Prozent der Aktien (Wertpapierkennnummer 865 682) werden von ausländischen Investoren gehalten, und je 5 Prozent besitzen verschiedene japanische Banken, darunter die Tokyo Mitsubishi Bank und die Fuji Bank.

Produziert werden die hochpreisigen Fahrradkomponenten in Japan und Taiwan, die Massenware dagegen wird in Niedriglohnländern wie China, Indonesien, Malaysia, Singapur und Südkorea hergestellt. Allerdings liegt, so imug, „nach Unternehmensangaben die Entlohnung der Mitarbeiter in den Fertigungsstätten in Niedriglohnländern über dem dortigen durchschnittlichen Lohnniveau“. Auch in Italien gibt es eine Fertigungsstätte, in Tschechien wird eine weitere gebaut.

Obwohl zertifizierte Umweltmanagementsysteme in der Fahrradindustrie bisher nur eine untergeordnete Rolle spielen, habe Shimano „den Schutz der Umwelt in seinen Unternehmensrichtlinien verankert“. Es gibt eine unternehmensweit gültige Umweltpolitik, und die strengen japanischen Standards werden auch an allen anderen Produktionsstätten eingehalten. „Die Implementierung eines zertifizierten Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 ist für alle Shimano-Fertigungs- und Verriebsstandorte geplant“, weiß imug, die japanischen Standorte seien bereits seit Herbst 2000 zertifiziert. Umweltbezogene Unternehmensdaten werden jedoch in keiner Form veröffentlicht.

In den japanischen Produktionsstätten sind 92 Prozent der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert. Alle Angestellten erhalten neben einer betrieblichen Alterssicherung eine Krankenversicherung auch für Familienangehörige sowie Aktienanteile. Es gibt zudem eine Rente für Familienangehörige verstorbener Shimano-Mitarbeiter. Weltweit profitieren alle 1.091 Mitarbeiter (2001) von umfassenden Mitbestimmungsmöglichkeiten, Gesundheitsschutz- und Arbeitssicherheitsmaßnahmen.

KATHARINA JABRANE

www.timberland.com; www.shimano.com; www.imug.de. Das Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (imug) ist der Universität Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Research und Nachhaltigkeitsfonds. Tel. (05 11) 9 11 15-0