„Heiliger Stahl“

Heute im Schlachthof: Gospelmusik mit Steel-Gitarren von den „Campbell Brothers“

Und das Beste: Zwei von den „Brüdern“ sind auch Sängerinnen

„The Campbell Brothers present Sacred Steel“, lautet gleich der erste Satz auf ihrer Homepage, und da muss man in diesem Lande doch erst mal schlucken. Aber afro-amerikanische Gospelmusik hat nun mal gar nichts mit Ernst Jünger zu tun, und der „heilige Stahl“ bezieht sich ganz unschuldig auf die Steel-Gitarren, mit deren Sound die Brüder Charles und Darick Campbell zuerst in der Kirche ihres Vaters, eines Predigers in der „House of God Church“ in Rochester, New York, der Gemeinde ordentlich einheizten. Damit setzen sie eine über 60 Jahre alte Tradition fort, die allerdings auch in den USA bisher kaum jemand wahrnahm.

Gospelmusik galt fast ausschließlich als Vokalmusik, und zwei von den „Brüdern“ (sic!) der sechsköpfigen Band sind auch Sängerinnen. Katie Jackson stand schon mit ihrer Namensvetterin Mahalia Jackson auf der Bühne, der grossen Gospelsängerin, die sich ihr ganzes Leben lang weigerte, weltliche Lieder zu singen. Auch die „Campbell Brothers“ spielten 20 Jahre lang ausschließlich in Kirchen und machten erst vor kurzem den Schritt hin zu den Konzertsälen und Festivals. Für Europa wurden sie auf dem Berliner Jazzfest entdeckt.

Das scheint zuerst schon eine seltsame Mischung zu sein: Die Steel-Guitar weckt nicht gerade religiöse Assoziationen und bei ihrem Klang wird man eher an whiskeytrinkende Landeier aus den Südstaaten oder hüftenschwingende Tänzerinnen aus Hawaii erinnert. Aber das vergisst man ganz schnell, denn diese Musik ist aus einem Guss. Sie hat zugleich die Inbrunst der afro-amerkianischen Kirchenmusik und den Drive der populären schwarzen Musik.

Auch wenn der Kritiker der amerikanischen Zeitschrift „Real Blues“ ziemlich übers Ziel hinausschießt, der Chuck Campbell gleich als „den Jimi Hendrix und Django Rheinhardt der Steel-Gitarre“ bejubelt, hat er doch recht, wenn er schreibt, die Musik der Band wäre voller „Spiritualität, Talent, Inspiration und ungebändigter Freude“. So was will man doch hören. Wilfried Hippen

Die Campbell Brothers spielen heute abend um 20 Uhr im Rahmen von „Sparkasse in Concert“ in der Kesselhalle des Schalchthofs