QUERBEET
Bernhards Wut

Überraschungseffekte bergen sie schon lange nicht mehr, sind aber – gelegentlich genossen als wohl dosierte Lektüre – immer wieder gern gelesen: die endlos ineinander geschachtelten, aneinander gereihten und aufeinander gestapelten Lamenti Thomas Bernhards, die seinerzeit teils zum Kult avancierten. Inzwischen hat sich die – teils gar komplette Familienverbände ergreifende – Hysterie, längst gelegt, die Bernhard-Videos liegen wohl verwahrt im Wandschrank. Allein, abgeschlossen ist das Kapitel nur bedingt, markiert es doch eine entscheidende Phase im Leben jedes Einzelnen. Und da könnte es glatt doch mal wieder unterhaltsam sein, der Lesung unter dem Motto Wut. Du Kanaille Kindheit beizuwohnen. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere – motiviert durch das Erinnerungen erzwingende Fest – auch an die eigene Vergangenheit und kommt zu völlig neuen Wertungen bezüglich des damals Erlittenen. Michael Benthin und Marko Gebbert lesen aus Werken Bernhards; zusammengestellt hat die Texte Annette Pullen.

Donnerstag, 19. Dezember, 19.30 Uhr, Theaterbar Nachtasyl, Alstertor

Schischyphuschs Mühen

Manche Stücke sind einfach Evergreens. Dinner for One gehört dazu, die Feuerzangenbowle ebenfalls, von denen zwar jeder, der auf sich hält, leugnet, sie noch zu goutieren, die aber garantiert jeder heimlich guckt. Denn derlei ist – völlig unverständlicherweise – immer wieder komisch, ohne dass man sagen könnte, warum; vielleicht ist man, humoristisch betrachtet, oft auch einfach zu träge, mal über was Neues zu lachen. Ganz besonders an Weihnachten, wo es nur so trieft vor Besinnlichkeit, sodass man kaum dazu kommt, seinen Geist nennenswert zu bewegen. Muss man ja auch nicht, kann man ja im Januar wieder tun – und sich einstweilen ein bisschen berieseln lassen: von Wolfgang Borcherts Stück Schischyphusch oder der Kellner meines Onkels zum Beispiel, das zum Jahresende noch zweimal im Monsun Theater gegeben wird, produziert von der Hamburger Theater- Manufaktur. Das Problem: der Balken im Auge des anderen – bzw. ein so unglaubliches Zusammentreffen zweier Menschen mit derselben absurden Behinderung, dass sie lange brauchen, um zu begreifen, dass es beiden völlig Ernst ist damit und dass keiner den anderen imitiert. Bis Kellner und Onkel, die sich in genau dieser Situation begegnen und einander wechselseitig des Imitats beschuldigen, das erkannthaben, dauert es allerdings beträchtlich. Es spielt Hans Christoph Michel, Regie führt wie immer Michael Kaller.

Sonnabend, 21. sowie Sonntag, 22. Dezembe,r 20 Uhr, Monsun Theater,Friedensallee 20

Subversiver Mix

Ganz so keltisch, wie die begleitende Harfe es ahnen lässt, wird sich der Abend nicht gestalten, subversiv dagegen schon: Unter dem Label Intermediate V wird Journalist Frank Lähmann aus seinem Roman Hobbies: Joggen und Sex lesen. Annette Wehmann wird dazu ihre Girlanden-Performance aufführen, und Volker Zobel rezitiert aus seinen Prosatexten Planet Pfennig – Ein Pandämonium von Subkulturellen Texten. Vielfalt ist für den Abend garantiert, spannungsreicher Medienmix ebenfalls, Ernsthaftigkeit dafür nur bedingt.

Sonntag, 5. Januar, 19 Uhr, Rialto, Michaelisbrücke 3