Birgit wird zum Kron-Prinz

Die Stürmerin aus Frankfurt kommt bei der Wahl zur Weltfußballerin auf Rang zwei

BERLIN taz ■ Mia Hamm bleibt also Weltfußballerin des Jahres. Nach 2001 in Zürich gewann die schöne Amerikanerin auch die Konkurrenz 2002 in Madrid – und das auch noch mit exakt der gleichen Punktzahl, was allerdings einer kleinen Einbuße gleichkommt, weil in diesem Jahr ein paar Nationaltrainer mehr ihre Stimme abgaben. Dennoch: 77 Coaches vergaben 161 Punkte an Hamm, 96 Punkte an Birgit Prinz vom 1. FFC Frankfurt und schließlich 58 Punkte an die Chinesin Sun Wen.

Im Frankfurter Lager herrschten darüber Stolz und Enttäuschung zugleich, auch bei Birgit Prinz selbst war das zunächst so. „Ich bin froh, dass ich überhaupt auf dem Treppchen stand. Mia Hamm stand für mich als Gewinnerin fest, denn sie ist einfach schon länger bekannt. Das war eine Bekanntheitswahl“, kommentierte die 25-jährige Stürmerin, die im Vorjahr noch auf dem vierten Rang gelandet war. Die Liste der Erfolge, die sie diesmal auf den zweiten Platz hievte, ist lang und umfasst unter anderem: Deutsche Meisterschaft drinnen wie draußen, Sieg im DFB-Pokal, den Gewinn des erstmals ausgetragenen Uefa-Pokals für Frauen, natürlich jede Menge Tore, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Staaten, wo Prinz ab Mai für zwei Monate spielte und mit Carolina Courage prompt die Meisterschaft gewann, als wertvollste Spielerin des Finales gewählt wurde – und das auch noch, obwohl es gegen die Washington Freedom mit Mia Hamm gegangen war.

Da fragte sich nicht nur Frankfurts Manager Siegfried Dietrich: „Was muss eine Spielerin eigentlich noch leisten, um Mia Hamm zu schlagen? Birgit hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.“ Hamm hingegen durfte sich lediglich über ein Come-back nach neunmonatiger Knieverletzung freuen – und über den Gewinn der Nord- und Mittelamerika-Meisterschaft.

Das lässt ganz nebenbei eine Frage aufkeimen: Wie kompetent sind eigentlich die abstimmenden Trainer? Blaz Sliskovic, der Trainer von Bosnien-Herzegowina, beispielsweise hat es tatsächlich geschafft, die Norwegerin Linda Medalen auf Platz zwei zu setzen. Das Problem dabei: Frau Medalen ist seit zwei Jahren gar nicht mehr aktiv. Auch Spaniens Coach Ignacio Quereda hat eher einen exklusiven Geschmack – und wählte Jennifer Meier vom 1. FFC Frankfurt. Auf der anderen Seite haben manche Trainer mit Bai Jie aus China oder der Französin Marinette Pichon nicht ganz leicht erkennbare Stars auch als solche bewertet.

Größeren Unfug hat die Fifa diesmal dadurch verhindert, dass Frauentrainer die Frauen wählten – und Männercoaches eben die Männer, und somit zumindest für ein Fünkchen Ahnung gesorgt war. DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer votierte übrigens für Hege Riise (Norwegen), Mia Hamm (USA) und Homare Sawa (Japan), für Prinz durfte sie erst gar nicht stimmen. Zu Platz zwei hat es auch so gereicht. RAINER HENNIES