■ Medienschau: Arbeitsverbot für türkische Lkw-Fahrer
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit bei deutschen Lkw-Fahrern wird am 1. Mai dieses Jahres ein Gesetz in Kraft treten, welches ausländischen Lkw-Fahrern, die im Besitz einer vorübergehenden Aufenthaltserlaubnis sind, zukünftig eine Beschäftigung in Deutschland verbietet. Die nationalliberale Milliyet (Frankfurt) zitiert in ihrem Bericht den Vorsitzenden des Verbands der Spediteure Karl-Heinz Schmidt mit den Worten: „Durch diese Regelung werden nicht nur 600 ausländische Lkw-Fahrer ihre Arbeit verlieren, sondern auch 400 deutsche Mitarbeiter auf der Straße stehen. Für Fahrten in Länder des Nahen Ostens und hauptsächlich in die Türkei fände man keine deutschen Fahrer, deshalb benötige man die ausländischen Fahrer dringend. Aufgrund der Dummheit einiger Politiker würde der Markt für diese Fahrten vollständig an holländische und österreichische Unternehmen fallen, da die dortigen Regierungen keine solch rigide Politik verfolgten.
Der Chef einer Spedition aus Nürnberg, Nursen Tekin, gibt zu verstehen, daß man dem Arbeitsamt den Bedarf an Fahrern gemeldet habe. Die Fahrer sind etweder gar nicht zum Vorstellungsgespräch gekommen oder haben gleich abgelehnt, als sie vernahmen, daß sie zwischen der Türkei und Deutschland zu fahren haben. Keiner wollte sich die Umstände aufhalsen. Für die türkischen Fahrer sprächen zudem die Ortskenntnisse und die Tatsache, daß sie bei Zollformalitäten geringeren Problemen ausgesetzt sind. Schmidt, der selbst eine Spedition besitzt, ist die Entscheidung unverständlich, da auch zirka 100 Firmen dadurch in ihrer Existenz bedroht sein werden. Ein türkischer Unternehmer aus München hat schon angekündigt, seine Spedition bis zum 1. Mai dieses Jahres nach Istanbul zu verlegen, da man unter diesen Umständen nicht weiterarbeiten könne.“ 8. 4. 97
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