: Arbeitsniederlegung
■ Koordination zwischen den Knästen notwendig!
Das Jahr 1990 wird in die Geschichte des Strafvollzugs der BRD als das Jahr eingehen, in dem die Gefangenen begonnen haben, sich in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen — als Jahr der Knastkämpfe. Das Kernprinzip des Strafvollzuges, die Isolation, beherrschte bislang auch die Kämpfe der Gefangenen. Jede JVA werkelte isoliert vor sich hin.
Phoenix versuchte dieses Prinzip mit einem Aufruf zum Mahnfasten im August 1990 zu durchbrechen. Teilweise gelang dies auch. Unser Mahnen aber verhallte bedauerlicherweise weitgehend ungehört. Die Diskussion um die Durchsetzung des Strafvollzugsgesetzes ist sowenig vorangekommen, wie das Bemühen um ein Strafnachlaßgesetz, das die „normalen“ Gefangenen nicht ausschließt.
So ruft Phoenix jetzt alle Gefangenen in Deutschland auf, sich dem Strafvollzug anzupassen und die Arbeit niederzulegen. Alle Knastbetriebe müssen bestreikt werden, bis unsere acht Forderungen mit uns konstruktiv diskutiert werden.
1.Gleichstellung der ausländischen Gefangenen!
2.Tariflohn und Aufnahme in die Sozialversicherungen.
3.Abschaffung von Isolations-, Käfigzellen und -trakten.
4.Förderung der sozialen Bindungen=Besuch, Urlaube etc.
5.Ausbau des offenen Vollzugs zum Regelvollzug.
6.Entkriminalisierung der Drogenkranken.
7.Entlassung der HIV-Positiven,
8.Abschaffung der Postzensur.
Wir unterstützen mit unserer Aktion aber auch die Forderung nach einem Strafnachlaßgesetz, das in angemessener Form den exorbitant hohen Strafen in der BRD Rechnung trägt. [...]
Es ist ein trauriges Kapitel, daß die Gefangenen für die Durchsetzung bestehender Gesetze in den Streik treten müssen! Gruppe Phoenix, Wilhelmshavener Allee 190, 3500 Kassel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen