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Arbeitsmarkt im Strudel

■ Rezession schlug 1993 voll durch

Der niedersächsische Arbeitsmarkt ist 1993 zunehmend in den Sog der bundesweiten Rezession geraten. Das geht aus einem am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Bericht des Landesarbeitsamtes hervor. Im Jahresdurchschnitt stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu 1992 um 57.100 beziehungsweise 23 Prozent auf 306.800.

Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresmittel gegenüber 1992 um 1,6 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent (Frauen: 10,6 Prozent, Männer: 9,1 Prozent). Für 1994 ist nach Einschätzung des Landesarbeitsamtes ein neuer Rekordstand in der Arbeitslosenzahl zu befürchten. Die Höchstmarke von 346.000 Arbeitslosen aus dem Jahr 1985 könne überschritten werden.

Neben dem Personalabbau haben nach Angaben des Landesarbeitsamtes viele Betriebe versucht, sich durch vermehrte Kurzarbeit der Nachfrageschwäche der Wirtschaft anzupassen. Die Zahl der Kurzarbeiter lag 1993 mit einem Jahresdurchschnitt von 87.700 fast viermal so hoch wie im Jahr zuvor. Besonders der Straßenfahrzeugbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie seien davon betroffen gewesen, teilte das Landesarbeitsamt mit. Für 1994 sei eine ähnlich hohe Zahl von Kurzarbeitern zu erwarten.

Infolge begrenzter Haushaltsmittel mußten nach Angaben des Landesarbeitsamtes 1993 die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung (ABM) stark eingeschränkt werden. Die Zahl der in ABM-Stellen Beschäftigten sank im Vergleich zu 1992 im Jahresschnitt um 6.100 auf 8.800. An beruflichen Fortbildungs- und Umschulungskursen hätten im vergangenen Jahr 22 400 Arbeitslose und damit 4.700 weniger als 1992 teilgenommen.

Die Auswirkungen der Rezession sind nach Einschätzung des Landesarbeitsamtes vor allem im verarbeitenden Gewerbe zu spüren. Eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage oder ein Wachstum seien für 1994 in Bereichen des Dienstleistungsgewerbes und insbesondere in der Baubranche zu erwarten. dpa

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