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Arbeit statt Überstunden

■ Positionen von Gewerkschaft und Arbeitgebern nähern sich an

Düsseldorf (dpa/AFP) – Beim zweiten Spitzengespräch über den Gewerkschaftsvorschlag für ein „Bündnis für Arbeit“ haben sich die Standpunkte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach den Worten des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel gestern in Düsseldorf angenähert. Auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall erkannte an, daß zumindest ein Teil der Überstunden in Arbeitsplätze umgewandelt werden kann. Die Arbeitgeber hatten sich dazu bislang uneinheitlich geäußert.

Heftig umstritten ist allerdings weiter der Weg zur Umwandlung von Mehrarbeit in Jobs. Die IG Metall will die Betriebe verpflichten, Überstunden nur noch in Freizeit abzugelten. Die Arbeitgeber lehnen dies ab und setzen auf freiwillige Anreize. Sie wollen befristete Arbeitsverträge, stärkeren Einbezug des Samstags in die reguläre Arbeitszeit und Arbeitszeitkonten. Die 250 Millionen geleisteten Überstunden entsprechen laut IG Metall rechnerisch 150.000 Arbeitsplätzen. Realistisch gesehen könnten bis zu 90.000 neue Stellen entstehen.

Der Zwickel-Vorschlag für ein Bündnis sieht vor, daß die IG Metall 1997 einen moderaten Tarifabschluß akzeptiert, wenn die Arbeitgeber 1996 rund 100.000 Stellen schaffen. Die Arbeitgeber halten das für unmöglich. Sie befürchten den Abbau von bis zu 100.000 Stellen in diesem Jahr. Um das zu verhindern, will Gesamtmetall mit der IG Metall über ein Notprogramm für 1996 sprechen. Danach sollen Betriebe Weihnachts- und Urlaubsgeld gegen Jobgarantien kürzen können, wenn der Betriebsrat zustimmt. Dies soll aber als Notmaßnahme auf 1996 begrenzt bleiben. Auch fordert Gesamtmetall von der IG Metall mehrjährige Lohnzurückhaltung.

Nach dem ersten Spitzengespräch hatte Zwickel mit dem Abbruch der Verhandlungen gedroht.

In der westdeutschen Metallindustrie sind etwa 3,5 Millionen Menschen beschäftigt, das sind rund 500.000 weniger als noch 1991.

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