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Anzeigen statt Moral

■ Politiker-Protest gegen „Sex“-Inserate

Prostitution und Menschenhandel werden nach Ansicht von 73 Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft durch Sex-Anzeigen gefördert. In einem Offenen Brief behaupten VertreterInnen aller Fraktionen, BILD-“Zeitung“und Hamburger Morgenpost würden mit solchen Anzeigen „das Geschäft mit der Handelsware Frau“unterstützen. Die beiden Boulevardblätter aus den Verlagen Springer und Gruner+Jahr würden zusammen „monatlich 2,2 Millionen Mark mit diesen Annoncen verdienen“, heißt es in dem Brief. „Das ist die absolute Doppelmoral“, empört sich die CDU-Abgeordnete Helga Weise, einer der Unterzeichnerinnen. „Da organisiert Gruner+Jahr eine Tagung mit dem Titel 'Handelsware Frau' und verdient gleichzeitig mit den Sexanzeigen.“Die PolitikerInnen fordern die Verlage auf, gewerbliche Sexanzeigen aus ihren Blättern zu verbannen. „Man kann doch“, sagt Helga Weise, „bei den Anzeigen nicht vollkommen die Moral vergessen.“

Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit Monaten in dieser Sache. „Bestimmte Anzeigen fördern Prostitution. Wenn die Zeitungen davon wissen und die Anzeigen trotzdem drucken, dann können sie wegen Beihilfe angeklagt werden“, sagt Rüdiger Bagger, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Mopo-Geschäftsführer Dr. Bodo Almert beschwichtigt: „Wir wissen von der Problematik und sind, gemeinsam mit der BILD-Zeitung, im Gespräch mit der Polizei“, erklärte er gegenüber der taz. Ob das Problem dadurch gelöst wird, daß die Anzeigen aus der Zeitung verschwinden, vermag er nicht zu sagen. Das Büro der BILD-Chefredaktion zeigte sich hingegen unwissend: „Bei uns“, so die Auskunft, „ist der Brief nicht angekommen“. cor

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