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Anwälte fordern Freispruch

■ Plädoyers im Prozeß gegen Monika Weimar / Die Staatsanwaltschaft soll entlastende Aussagen ignoriert haben / Täter sei der Vater der ermordeten Kinder / Frau Weimar: Ich habe nicht getötet

Fulda (dpa) - Freispruch für Monika Weimar haben die beiden Pflichtverteidiger der 29jährigen Mutter der ermordeten Kinder Melanie (7) und Karola (5) gefordert. In ihrem fast fünfstündigen Plädoyer vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts Fulda kamen sie am Montag zu der Überzeugung, nicht die 29jährige angeklagte Krankenpflegehelferin habe die Mädchen getötet, sondern deren 35 Jahre alter Vater Reinhard. Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft, die eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert hatte, sieht die Verteidigung die Indizien gegen die Mutter der Mädchen aufgrund der neunmonatigen Hauptverhandlung nicht bestätigt. Indes gibt es nach Ansicht der Verteidigung mehrere Anhaltspunkte dafür, daß der zu Aggressivität neigende Reinhard Weimar aus gekränkter Ehre eine Verzweiflungstat begangen habe. Die Version der Staatsanwaltschaft, nach der Monika Weimar die Kinder am Morgen des 4. August getötet und zu zwei verschiedenen Parkplätzen in der Nähe von Röhrigshof gebracht haben soll, hielten die Verteidiger schon aus rein zeitlichen Gründen für unhaltbar. Sie könne nur dann aufrecht erhalten werden, wenn in mindestens sieben gewichtigen Punkten Zeugenaussagen ignoriert würden. Zweifel äußerten die beiden Rechtsanwälte auch an der „Wahrheitsliebe“ der Belastungszeugen, die die Kinder am Morgen des 4. August noch gesehen haben wollen. Sie hätten im Nachhinein versucht, ihre Angaben zu präzisieren. Auch die Gutachten belasteten die Angeklagte in keiner Weise, sondern sprächen eher für die Richtigkeit ihrer Angaben. Falsche Schlüsse habe die Staatsanwaltschaft auch aus dem Obduktionsbefund gezogen. Die Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft mehrfach vor, nur belastende, nicht aber die für die Angeklagte entlastenden Momente berücksichtigt zu haben. „Ich habe meine Kinder nicht getötet“, beteuerte auch Monika Weimar in ihrem „letzten Wort“ als Angeklagte. Bisher habe sie nur der Gedanke aufrecht erhalten, daß der Prozeß ihre Unschuld beweisen werde.

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