: Antworten auf Letzte Fragen
Warum heiraten Spätaufsteher regelmäßig Frühaufsteherinnen, während sich Spätaufsteherinnen stets mit Frühaufstehern zusammentun? (7.2. 98)
Diese Leute handeln instinktiv intelligent, denn sie verwirklichen die Behauptung, daß Gegensätze sich anziehen. Sie planen dabei das eheübliche Streitpotential mit ein, das in allen Fällen mit fatalistischem Achselzucken endet, also stets schadlos verpuffen kann. Gleichzeitig haben sich diese Leute den nötigen Freiraum eingeplant. Der Frühaufsteher genießt die Ruhe vor der Ehe, die erst wieder beginnt, wenn die Spätaufsteherin schlechtgelaunt erwacht. Aber auch die Langschlafende genießt den Schlaf bis zum Zusammentreffen mit dem viel zu lebendigen „verrückten“ Frühaufsteher. Eine ganze Ehe lang kann sich jeder dem anderen überlegen fühlen in einer (Tages-)Zeit, in der man dem Partner nicht begegnet und sich nicht stören kann. Ist das nicht ein Grund, sich zusammenzutun?Winfried Sdun, Hamburg
Weil Heteros immer auf Gegensätze fixiert sind.Claudia Kimmel, Berlin
Untaugliche, überkommene Idealvorstellungen des Über-Ichs von der Ehe zwingen das Bewußtsein des Ichs, sich des angesprochenen Umstandes zu schämen. Aber die Macht des Es über das Unterbewußtsein führt bei der Partnerwahl die wirklich nützlichen und lustvollen Beweggründe ins Feld, die in der Regel obsiegen. Hier ist zunächst die Tatsache zu nennen, daß beide Partner jeden Tag einige Zeit – morgens bzw. abends – allein sein können: Mann und Frau können sämtliche gemeinsamen Ressourcen wie Telefon, Fernseher und Kartoffelchips exklusiv in Anspruch nehmen. Alle vom Partner mißbilligten Verhaltensweisen sind erlaubt: Ein Paradies wie zu Singlezeiten ohne Kompromißprämisse tut sich auf und gibt Kraft für den Alltag. Die unterschiedlichen Tagesrhythmen bieten aber auch einen idealen Nebenkriegsschauplatz, wann immer vermeintliche Gefahr im Anzug ist. Das Risiko, daß eineR von beiden seine Schlafgewohnheiten ändert, ist praktisch ausgeschlossen. Man kann sich also endlos streiten.Wolfgang Lewald, Kiel
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Was wiegt Hamburg? (7.2. 98)
Die Frage ist relativ unpräzise gestellt, da nicht klar ist, ob unter Hamburg nur die Bauten und der Grund oder auch die HamburgerInnen zu verstehen sind. Wenn die HamburgerInnen mit zum Gewicht von Hamburg gezählt werden, wiegt Hamburg im Vergleich zum letzten Jahr mindestens die fünf Kilogramm mehr, die ich seitdem zugenommen habe. Ich habe versucht, diese Gewichtszunahme auszugleichen, indem ich einen Haufen alter Bücher (ca. 5 Kilogramm) auf einem Flohmarkt in Neumünster, Schleswig-Holstein, verkaufte. Summasumarum wiegt Hamburg also immer noch soviel wie im letzten Jahr.Gerrit Wiebe, Hamburg
Ich finde die Frage komisch formuliert! Entweder sollte es heißen: „Wer wiegt Hamburg?“, und da wüßte ich im Moment niemanden, der das könnte. Oder es heißt: „Wieviel wiegt Hamburg?“ Dazu eine kurze Überschlagsrechnung: Ein Hamburger wiegt maximal 125 Gramm (der berühmte Viertelpfünder), ohne das „Drumherum“. Bei großzügig gerechnet 2 Millionen Hamburgern wären das nicht mal 250.000 Kilogramm oder 250 Tonnen (wieder ohne das „Drumherum“) – weniger als der Kölner Dom! Hamburg ist also gar nicht so schwer.Willi Stricker, Köln
Hamburg wiegt München wieder auf!Claudia Wegner, Bielefeld
Maßgeblich für das Gesamtgewicht Hamburgs ist die Frage, wie weit Hamburg unter die Erdoberfläche reicht. Pauschal könnte zu einer Annäherung an die Masse Hamburgs Gesamtfläche von 754,7 km2 als Grundfläche einer Pyramide mit Spitze im Erdmittelpunkt verwendet werden. Jedoch definiert das Bergrecht für abbauwürdige Bodenschätze eine Oberhoheit des Bundes, d.h., Hamburgs Einfluß würde dort enden. Aber welche Bodenschätze befinden sich unter Hamburg, und welche Fläche nehmen sie ein? Die Antwort ist 42, doch wie war die Frage?Jürgen D. Müller, Hannover
Stimmt es, daß Menschen, die bei Regen rennen, genauso naß werden wie die, die langsam gehen? (7.2. 98)
Wenn es um die gleiche Strecke geht, ist schnell klar, daß man immer nasser wird, je länger man für diese Strecke braucht. Ganz anders, wenn es sich um die gleiche Zeit handelt, also z.B. eine Stunde spazieren vs. eine Stunde rennen: Hierbei fängt man zunächst einmal eine Stunde lang alles Wasser auf, das auf dem Kopf landet – bei beiden Fortbewegungsarten die gleiche Menge. Aber wer rennt, fängt sich zusätzlich noch jede Menge Wasser von vorne ein, außerdem wird man naß durch das Pfützenplatschen, und schließlich wirbelt man sich durch die Schuhe auch noch jede Menge dreckiges Wasser auf den eigenen Rücken! Sowieso sollte man bei Regenwetter nicht unnötig rennen – es sieht immer irgendwie bescheuert aus!Willi Stricker, Köln
„Captain, die Frage ist unpräzise gestellt. Es fehlen die Werte der Parameter Geschwindigkeit des Gehers Vg, des Läufers Vl, des Regens Vr sowie dessen Raumwinkel D, mit dem der Regen auf die Person trifft; ferner deren Frontfläche Af sowie die beregnete Fläche Ab.“
„Vielen Dank für Ihre präzise Analyse, Mister Spock. Aber haben Sie nicht ein paar Tips für normale Erdlinge?“
„Sicher, Sir. Sie brauchen sich nur an einigen Beispielen mit Extremwerten orientieren, um eine praktikable Lösung zu finden. Nehmen wir z.B. an, Vr sei Null – Sie nennen das Nebel –, dann ist es egal, welche Werte Vg bzw. Vl haben: Sie kollidieren in jedem Fall mit allen Tropfen, die auf Ihrem Weg schweben – es sei denn, Sie bleiben ganz ruhig stehen: Dann bleiben Sie absolut trocken, erreichen allerdings niemals Ihr Ziel. Im nächsten Fall nehmen wir nun an, Vr sei größer Null: Dann müssen Sie die Richtung D beachten, aus der der Regen kommt. Kommt er von links, rechts oder von vorne, sollten Sie so schnell wie möglich laufen. Denn mit Ihrer Aufenthaltsdauer im Regen erhöht sich die Menge des Wassers, das Sie aus der jeweiligen Richtung zusätzlich näßt. Nur im Sonderfall, daß der Regen genau von hinten kommt, sollten Sie Vl auf den Wert Vr drosseln: So können Sie Kollisionen mit Wassertropfen vermeiden und bleiben absolut trocken!
An all diesen Beispielen können Sie sehen, daß die Optimierung der Geschwindigkeit nur in Sonderfällen extreme Vorteile bringt. Viel bedeutender ist die Minimierung der Flächen Af und Ab. Sie sollten sich also z.B. liegend durch Nebel und von vorne kommenden Regen bewegen, mit Füßen oder Kopf voran, je nach Vorliebe. Wenn Sie sich die ganze Rechnerei ersparen wollen, dann empfehle ich Ihnen, sich möglichst kugelförmig zusammenzurollen und Ihrem Ziel entgegenzupurzeln – aber nicht zu schnell, denn Schwitzen macht auch naß. Und meiden Sie Pfützen!“Wolfgang Lewald, Kiel
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