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Annäherung zwischen London und Iran?

■ ...nach Geiselfreilassung im Libanon / Brian Keenan war viereinhalb Jahre gefangen

Damaskus/Dublin (afp/dpa/taz) - Die britische Geiselpolitik ist nach der Freilassung des irisch-britischen Staatsangehörigen Brian Keenan am vergangenen Freitag wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Keenan hatte sich viereinhalb Jahre lang in der Hand proiranischer schiitischer Geiselnehmer befunden. Teheran, das im Fall Keenan erstmals unverdeckt seinen Einfluß auf die Geiselnehmer in Libanon zeigte, forderte unterdessen als Gegenleistung vom Westen die Befreiung islamischer Geiseln, die sich in israelischer Gewalt befinden. Monatelang hatte die irische Regierung mit der syrischen und der iranischen Regierung über die Freilassung Keenans verhandelt. Die britische Regierung lehnt direkte Verhandlungen mit Teheran dagegen ab. Allerdings erklärte der Londoner Vizeaußenminister William Waldegrave inzwischen in einem BBC -Interview, London werde möglicherweise seine Beziehungen zu Teheran und Syrien „vorsichtig überdenken“.

Der am 11. April 1986 auf dem Weg zur Arbeit an der amerikanischen Universität in Beirut entführte Keenan sagte nach seiner Freilassung, er sei noch einen Tag zuvor mit dem ebenfalls im April 1986 entführten britischen Journalisten John McCarthy zusammengewesen. Der Brite sei in guter Verfassung, ebenso wie die beiden amerikanischen Geiseln, Thomas Sutherland und Terry Anderson. Nach nicht bestätigten syrischen Angaben soll Keenan auch den Gesandten des Erzbischofs von Canterbury, Terry Waite, gesehen haben, der im Januar 1987 in Beirut verschleppt wurde. Die dritte britische Geisel, den im Mai 1989 entführten pensionierten Piloten Jack Mann, erwähnte Keenan nicht.

Am Freitag kritisierten Angehörige einer britischen Geisel, die „Freunde von John Mc Carthy“, die Regierung in London, sie sei die einzige, „die nicht in der Lage war, eine Geisel zu befreien“. Die Gruppe kündigte an, sie wolle nun von der „diskreten Diplomatie der irischen Regierung profitieren“. London hatte 1986 die diplomatischen Beziehungen zu Syrien abgebrochen, weil syrische Geheimdienste in die Planung eines Attentates auf ein israelisches Flugzeug in London verwickelt waren.

Keenan ist der dritte in Libanon als Geisel gehaltene Europäer, der in diesem Monat freigelassen wurde. Jetzt werden noch zwölf westliche Geiseln in Libanon festgehalten, darunter zwei Deutsche.

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