: Anklage gegen Videla erweitert
BUENOS AIRES dpa ■ Ein argentinischer Strafrichter hat die bereits bestehende Anklage gegen den früheren Diktator Jorge Rafael Videla wegen seiner Beteiligung am „Plan Condor“ erweitert. Der frühere Juntachef solle nun auch wegen der Verschleppung von 72 Menschen während der Militärdiktatur in den 70er-Jahren vor Gericht gestellt werden, teilte ein Justizsprecher am Donnerstag in Buenos Aires mit. Videla gelte als „mittelbarer Täter“, der sich anderer zur Ausführung der Straftaten bedient habe.
Bei den 72 Verschwundenen handelt es sich um Opfer der grenzübergreifenden Verfolgung politischer Gegner im südlichen Südamerika. Unter dem Codenamen „Plan Condor“ organisierten die Militärdiktaturen Argentiniens, Uruguays, Brasiliens, Chiles, Paraguays und Boliviens grenzübergreifend die Verfolgung, Folterung und Ermordung politische Gegner.
Der 76-jährige Videla steht bereits seit 1998 wegen Kinderraubes während der argentinischen Diktatur unter Hausarrest. Die Untersuchungshaft blieb ihm nur erspart, weil er älter als 70 Jahre ist. Wegen Menschenrechtsverletzungen in Argentinien während der Diktatur mit geschätzten 30.000 Toten war er zusammen mit führenden Militärs 1985 in einem historischen Strafverfahren zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. 1990 wurde er vom damaligen Präsidenten Carlos Menem begnadigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen