■ Telegramm: Anklage gegen Politbürokraten reduziert
Berlin (dpa) – Nach 15 Monaten Prozeßdauer wird das Berliner Landgericht die Anklagevorwürfe im Prozeß gegen die Mitglieder des SED-Politbüros aller Voraussicht nach stark reduzieren, um schneller zu einem Urteil zu kommen. Die Staatsanwaltschaft beantragte gestern, daß gegen den ehemaligen Staats- und Parteichef Egon Krenz nur noch wegen vier Fällen des mutmaßlichen Totschlags an DDR-Flüchtlingen verhandelt werden soll. Auch „Maueröffner“ Günter Schabowski, SED-Verwaltungschef Horst Dohlus und der Wirtschaftsfachmann Günther Kleiber werden sich nach dem Willen der Anklage künftig nur noch wegen drei Fällen verantworten müssen, um den Prozeß zu beschleunigen. Eine Entscheidung wird die 27. Große Strafkammer vermutlich erst an diesem Donnerstag verkünden. In der Anklage waren Krenz noch sechsfacher Totschlag und zweifacher versuchter Totschlag sowie Kleiber und Dohlus vierfacher Totschlag und zweifacher versuchter Totschlag zur Last gelegt worden.
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