piwik no script img

Angst vor irakischen Bomben

■ Mitarbeiter der US-Kaserne in Bremerhaven verunsichert / Deutsche Schutzpolizei?

Die Stimmung in der Bremerhavener Carl-Schurz-Kaserne ist nicht die beste. Das berichtete der in der Kaserne tätige Heinz Müller (Name geändert) gegenüber der taz. War es zunächst die Angst, selbst an den Golf geschickt zu werden, so sei es allmählich die Angst vor Terroranschlägen, sagte er.

„Als es am Golf allmählich losging, hatten viele von den Amerikanern eine Heidenangst, selbst abkommandiert zu werden. Von Freude am Einsatz keine Spur“, erinnert sich Müller. Tatsächlich seien jedoch bloß zwei Soldaten aus Bremerhaven an den Golf geschickt worden. „Das Zivilpersonal läßt alles auf sich zukommen. Viele von denen sind zwar dagegen, daß das ganze Kriegsmaterial über Bremerhaven verladen wird, aber was sollen die machen“.

Mittlerweile nimmt die Angst vor Terroranschlägen im Falle des Kriegsausbruchs am Golf zu. Besonders den amerikanischen Armee-Angehörigen gehe die Düse. „Es ist ja keine Kunst herauszufinden, wer eine amerikanische Autonummer hat. Außerdem wohnen die Amerikaner alle auf einem Haufen. Da ist schnell eine Bombe gelegt.“ Deshalb sollen auch die Kontrollen der Militärpolizei in der Kaserne verstärkt werden. Es halten sich Gerüchte, daß deutsche Schutzpolizei in die Carl-Schurz-Kaserne verlegt werden könnte.

Insgesamt sind bisher mindestens 54 Schiffe mit Kriegsmaterial aus Bremerhaven an den Golf abgefahren. Transportiert wurden dabei Panzer, LKWs, Tankwagen, Geschütze, jede Menge Hubschrauber, aber auch Munition. Offiziell wird Munition nur über den Midgard-Hafen in Nordenham verladen. Die Amerikaner hatten für den Transport Schiffe in verschiedenen Ländern gechartert. Die Materialverschiffung gehe auch in nächster Zeit noch weiter, berichtet Heinz Müller.

Auch für die Bundesbahn war die Vorbereitung zum Golfkrieg ein großes Geschäft. Vom 14. November bis zum 17. Dezember wurden 668 Güterzüge eingesetzt, um Kriegsmaterial und Munition zu den Nordseehäfen Antwerpen, Rotterdam, Nordenham und Bremen zu transportieren. Seit Mitte Dezember fahren pro Nacht zwei oder drei Munitionszüge nach Norddeutschland. Ein Sprecher der Bundesbahndirektion in Mainz sagte, daß zur Zeit auch LKWs tranportiert würden, die die Tschechoslowakei an die US-Army verkauft habe. och

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen