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Angst überschattet Prozeß

■ Prozeß um getöteten Vietnamesen: Zeuge will nicht öffentlich aussagen

Über dem Prozeß um den blutigen Krieg zwischen rivalisierenden Banden der vietnamesischen Zigarettenmafia schwebt weiterhin die Angst. Ein Informant, der vertrauliche Auskünfte über die Hintergründe der Straßenschießerei vom 20. Dezember 1995 am S-Bahnhof Treptower Park geben könnte, weigert sich, als Zeuge vor dem Landgericht zu erscheinen.

Das gab die Vorsitzende Richterin der 40. Großen Strafkammer gestern bekannt. Ein 31jähriger Augenzeuge der Straßenschießerei ist vor Gericht ohnmächtig geworden, als er aussagen wollte.

Von den laut Anklage an der Schießerei beteiligten beiden Vietnamesen hatte einer zu Prozeßbeginn die Mauer des Schweigens gebrochen. Zu seinem Schutz war die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden. Der Informant der Polizei ist nicht bereit, in Anwesenheit des Publikums und der Angeklagten vor der Strafkammer auszusagen. Voraussichtlich soll statt dessen kommende Woche ein Polizeibeamter angehört werden.

Der Ingenieur, der das Feuergefecht in seinem Auto miterlebte, erlitt, vor dem Richtertisch stehend, plötzlich einen Schwächeanfall. Der Mann kippte um, wurde von einer Krankenschwester betreut, konnte aber anschließend unbeschadet weitervernommen werden.

Sein Auto war damals von einer Kugel getroffen worden. Dasselbe passierte auch zwei Arbeitskollegen, die sich nach ihren Aussagen sofort im Auto geduckt hatten, als die Schießerei zwischen den Vietnamesen ablief.

Die zwei des versuchten Totschlags beschuldigten Vietnamesen im Alter von 23 und 24 Jahren waren selbst von Schüssen getroffen worden. Ein zu ihrer Bande gehörender Landsmann verlor sein Leben. Ein Rentner hatte die Szene beobachtet und ausgesagt, der am Boden liegende Mann sei „direkt in den Kopf geschossen worden“.

Im Gegensatz zu anderen Passanten will der 66jährige allerdings gesehen haben, daß auch das Opfer aus seiner Position am Boden mehrfach geschossen hat. Der Prozeß wird am Freitag fortgesetzt. dpa

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