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Angst der NATO vor Abrüstung

■ Nukleare Planungsgruppe der NATO tagt in Schottland Weinberger besteht auf SDI / Perle glaubt an neuen Gipfel

Gleneagles (afp/ap/dpa) - Die Verteidigungsminister der NATO sind am Dienstag in Gleneagles in Schottland zusammengetroffen. Im Vordergrund ihrer zweitägigen Beratungen steht die nukleare Verteidigung Westeuropas im Falle eines drastischen Abbaus der Mittelstreckenwaffen auf amerikanischer und sowjetischer Seite. In verschiedenen europäischen Hauptstädten, insbesondere in Bonn und London, sowie in militärischen Kreisen waren Bedenken gegen einen übereilten Abbau der US–Mittelstreckenwaffen vorgebracht worden. US–Verteidigungsminister Caspar Weinberger wandte sich am Montag in Frankfurt entschieden gegen jede Einschränkung in der Entwicklung von Weltraumwaffen zur Raketenabwehr (SDI). „Wir wollen alles tun, was möglich ist, um uns in die Lage zu versetzen, daß wir sie aufstellen können“, sagte Weinberger in einem Interview mit NBC. In London äußerte sich Weinbergers Staatssekretär Richard Perle auf einer Pressekonferenz zuversichtlich über die Aussichten eines weiteren Gipfeltreffens von US–Präsident Ronald Reagan mit Gorbatschow. Die Sowjetunion werde sich schließlich bereitfinden, mit den USA ein Separateinkommen über einen Abbau der Mittelstreckenwaffen in Europa abzuschließen, getrennt von dem Abrüstungspaket, über das sich Reagan und Gorbatschow in Reykjavik nicht einigen konnten. Die NATO–Verteidigungsminister wollen auch über neue „Allgemeine Politische Richtlinien“ über den Einsatz von Nuklearwaffen beschließen. Sie legen nach Angaben von Diplomaten wegen des laufenden Abbaus der taktischen Gefechtsfeldwaffen das Schwergewicht der Abschreckung auf jene Mittelstreckenwaffen, deren Abbau jetzt von den Supermächten angestrebt wird. Bei dem Treffen in Schottland sind Frankreich, das nicht Teil der Militärintegration ist, und Island, das keine Streitkräfte hat, nicht vertreten.

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