: Angelisten formieren sich
Nach den Stoiber-Fans werden jetzt die Befürworter einer Kanzlerkandidatin Merkel laut: Frauen, Sozialpolitiker und junge CDU-ler. Abgeordneter Nooke hält Merkel für „die gefährlichere Waffe“
von CHRISTIAN FÜLLER
In der CDU nimmt das Lager der AnhängerInnen einer Kanzlerkandidatin Angela Merkel immer deutlicher Kontur an. Dazu zählen die Frauen in der Union, die so genannte Junge Gruppe im Bundestag, der sozialpolitische Flügel und ostdeutsche Abgeordnete. „Angela Merkel ist im Osten sicherlich die gefährlichere Waffe gegen die PDS“, sagte Günter Nooke, der bekannteste CDU-Parlamentarier aus Ostdeutschland, der taz. Nooke äußerte sich kurz vor der CSU-Tagung in Wildbad Kreuth, bei der Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ab Montag seine Pläne für das Wahljahr verdeutlichen will.
Nooke sagte, die Bundestagsabgeordneten aus dem Osten hegten keinen Groll gegen Stoiber. Sie würden ihn im Falle einer Kandidatur unterstützen. „Aber bei einer rationalen Abwägung der Chancen kann man einer Kandidatur Angela Merkels gewiss einiges abgewinnen.“ Die CDU-Vorsitzende spreche die Sprache, sie kenne die Geschichte des Ostens – und sie wisse um die Funktion der PDS. Nooke schloss daraus, dass Merkel in der Auseinandersetzung mit Gysis bunter Truppe mehr Punkte machen könne als Stoiber.
Auch Hermann-Josef Arentz von den Christlich-Demokratischen Arbeitnehmern, der Sozialpolitiker Hermann Kues sowie die Sprecherin der Jungen Gruppe, Ulla Heinen, sagten, sie hielten Angela Merkel für die bessere Kandidatin. AnhängerInnen der CDU-Vorsitzenden zeigten sich gegenüber der taz zuversichtlich, dass das Rennen um die Kandidatur noch keinesfalls für Stoiber entschieden sei. Wenn man sich als Befürworter einer künftigen Kanzlerin an den vereinbarten Fahrplan halte, bedeute dies noch nicht, dass es das Merkel-Lager nicht gebe.
In Kreisen des CDU-Bundesvorstands herrscht offenbar Unbehagen darüber, dass sich das Stoiber-Lager nicht an die Absprachen halte. „Die machen das zu laut“, hieß es. Offenbar habe Stoiber Furcht vor dem Vier-Augen-Gespräch mit Merkel. Daher werde sie über die Medien im Vorfeld als störrische Verliererin hingestellt.
Der absehbare Konflikt um die Frage, wer bei der Bundestagswahl im September als HerausfordererIn von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) antreten solle, wird im Merkel-Umfeld als Konflikt zwischen Basis und Funktionären sowie zwischen Frauen und Männern verstanden.
Beispielhaft dafür steht ein Schreiben an die Frauen des Bundesvorstands der CDU, das ein emphatisches Plädoyer für Angela Merkel enthält. „Bitte lassen Sie es nicht zu, dass Angela Merkel unter Druck gesetzt wird“, steht da, „wir brauchen Angela Merkel als Kanzlerkandidatin: Sie steht für (. . .) mutige Entscheidungen, Unverbrauchtheit, für eine Politik der Erneuerung, für eine menschliche und ehrliche Politik für Bürger und Staat.“ Hinter den angeblich namhaften CDU-Kreisen, die sich jetzt für Edmund Stoiber äußerten, stünden „bedauerlicherweise Männer“. Der CSU-Chef selbst wird gelobt – „als ein erstklassiger Ministerpräsident für den Freistaat Bayern“.
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