Angebliche Terminprobleme: UN-Chef will Olympia-Feier fernbleiben
Weitere Pleite für China vor Olympia: UN-Generalsekretär Ban hat seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier abgesagt. In Argentinien beginnt derweil der Spießrutenlauf mit der Fackel.
NEW YORK rtr/dpa/afp UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kommt nicht im August zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking. Ban könne den Feierlichkeiten auf Grund von Terminschwierigkeiten nicht beiwohnen, sagte eine UN-Sprecherin am Donnerstag. Der Generalsekretär habe die chinesische Führung bereits vor Monaten über die Terminprobleme unterrichtet. Details nannte die Sprecherin zunächst nicht.
US-Präsident George W. Bush steht derweil unter massiven Druck der drei Bewerber um seine Nachfolge, die Eröffnungszeremonie zu boykottieren. Das Europäische Parlament verlangte am Donnerstag einen Boykott der Feier, wenn China keinen Dialog mit dem tibetischen Oberhaupt Dalai Lama aufnimmt.
Das seit dem Start des Fackellaufs vor knapp drei Wochen von Protesten begleitete Olympische Feuer traf am Donnerstag in Buenos Aires ein. Die argentinische Hauptstadt ist die siebte Station auf der weltweiten Tour der Flamme vor den Olympischen Spielen im Sommer in Peking.
Die Maschine mit dem Olympischen Feuer landete am Donnerstag auf einem für die Öffentlichkeit gesperrten Teil des Flughafens von Buenos Aires. Starke Polizeikräfte riegelten auch die umliegenden Bereiche ab. Anschließend wurde das Feuer an einen geheimen Ort gebracht, wo es bis zum Lauf durch die Stadt aufbewahrt werden sollte. Zu Protesten kam es zunächst nicht.
Die 13 Kilometer lange Strecke durch Buenos Aires sollte am Freitag vom Hafen am Präsidentenpalast Casa Rosada vorbei in Richtung wohlhabender Stadtteile gehen. Die Behörden mobilisierten 2700 Polizisten und 3000 weitere Helfer, um Störungen zu verhindern. Ob auch Fußball-Altstar Diego Maradona an dem Lauf teilnehmen würde, war zunächst unbekannt. Insgesamt 80 Läufer sollten die Fackel jeweils knapp 400 Meter weit tragen.
Buenos Aires ist die siebte von weltweit 21 geplanten Stationen des Fackellaufes. Nie zuvor war das olympische Feuer am Rio de la Plata, und die Hauptstadt des Tango ist zugleich der einzige Ort in der spanischsprachigen Welt, durch die der Fackellauf gehen soll. "Es wird alles gut organisiert, und wir sind überzeugt, dass dies ein Grund der Freude und des Stolzes sein wird", sagte Bürgermeister Mauricio Macri.
Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai sagte ihre Teilnahme am olympischen Fackellauf ab. "Ich habe mich zurückgezogen", sagte die Kenianerin am Donnerstag. Damit protestiere sie gegen die Menschenrechtsverstöße in Tibet, aber auch im sudanesischen Darfur und in Birma. Maathai sollte beim Zwischenstopp des Olympischen Feuers in Tansania am Sonntag die Fackel ein Stück des Weges tragen.
Angesichts der weltweiten Proteste schlug das Internationale Olympische Komitee schärfere Töne gegenüber der chinesischen Regierung an. IOC-Präsident Jacques Rogge gestand am Donnerstag in Peking erstmals "eine Krise" ein und mahnte Peking, die moralischen Verpflichtungen in der Menschenrechtsfrage und die Pressefreiheit einzuhalten. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums wies die Äußerungen Rogges umgehend zurück.
Rogge betonte, bei seiner Bewerbung habe China versprochen, dass die Ausrichtung der Spiele die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Menschenrechte voranbringen würde. "Für mich sind das moralische Verpflichtungen, und wir bitten China, dieses Versprechen einzuhalten."
Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) warnte indes davor, China an den Maßstäben westlicher Erwartungen zu messen. Für eine Demokratisierung nach amerikanischem oder westeuropäischem Muster spreche nicht viel, sagte Schmidt der "Westdeutschen Zeitung".
Er sei überzeugt, dass die "von uns so gepriesene Demokratie" in den Augen der Intellektuellen "nicht so wichtig ist wie das materielle Wohlergehen von Dreizehnhundertmillionen Chinesen". Das sei "allgemeine Meinung" in China. Chinesische Intellektuelle setzten eher auf eine "Renaissance der konfuzianischen Tradition". Am liebsten sei ihnen "eine Ehe zwischen Konfuzianismus und Demokratie".
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