IM BRIEFKASTEN : Anerkennung und so
Eigentlich liebe ich es, Post zu bekommen. Es kann auch ’ne Mail sein, Hauptsache es ist an mich persönlich adressiert und kein Werbe- oder Rundmailkack. Schätze mal, das ist einfach wegen der Anerkennung und so, da bin ich sehr einfach gestrickt. Ich mag sogar Briefe von meinem Stromanbieter, denn die zahlen mir manchmal Geld zurück oder schicken lustige Urkunden über meine CO2-Einsparung.
Wenn man im Internet Sachen bestellt, also Zeitungsabos oder Klamotten oder Druckertoner, kann man manchmal bei seiner Adresse zu dem Namen auch einen Titel angeben. Bachelor gibt es nie, aber umso besser, denn ich suche mir dann immer etwas anderes aus. „Prof. Dr. phil.“ oder „Dipl. Ing.“, aber manchmal gibt auch so was wie „Apothekenfachfraugesellin“ oder so. Wenn dann die Post kommt, kann ich testen, wie es sich anfühlt mit so einer Identität. Also „Prof. Dr. phil.“ fühlt sich ein bisschen anstrengend an, und Dipl. Ing. fühlt sich an, als müsste ich täglich meine Blusen bügeln oder bügeln lassen, noch schlimmer. „Unterbezahlte Kolumnistin“ wäre mal ganz authentisch. „Un. Kol.“ könnte man es abkürzen – sieht aber leider aus wie „uncool“. Neulich sagte ein Freund zu mir, es sei Urkundenfälschung, dass ich immer irgendwelche Titel angebe, die ich gar nicht habe. Quatsch, sagte ich, seit wann ist ein Online-Bestellformular für ein Probeabo der Süddeutschen eine Urkunde? Die wenigen Urkunden, die ich besitze, sind von den Bundesjugendspielen im Sportunterricht damals in der Schule, und so was würde ich nie fälschen. Was ich hasse, ist Post von der Uni. Dann denke ich immer: Scheiße. Jetzt haben sie mich exmatrikuliert. Ist aber nie so, und in Echt wollen sie nur wieder Geld. 244,70 Euro Semestergebühr. Weiß gar nicht, was schlimmer ist. Und ob sich das lohnt. Aber auf jeden Fall wollen sie es von mir persönlich, und Anerkennung ist ja immer schön. MARGARETE STOKOWSKI