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Andreas Speit Der rechte RandWarum rechte Frauen das Impfen fürchten

Foto: Jungsfoto: dpa

Dass mehr und mehr Frauen in der rechten Szene aktiv werden, ist auf der Straße nicht zu übersehen: Demonstrationen, Kundgebungen und Meditationen gegen die staatlichen Pandemie-Maßnahmen werden stetig weiblicher. Frauen halten Reden, organisieren die Aktionen oder reihen sich in den Protest ein. Eine von ihnen Norden: Selina Fullert. Die Auszubildende in der Hamburger Handwerkskammer und Mutter begründete „Querdenken 40“: für den Verfassungsschutz ein „extremistischer Verdachtsfall“.

Auch wenn Fullerts Aktivitäten für „Querdenken“ zuletzt nachließen, hat die Leugnerin von Covid-19 ihre Einstellung nicht verändert. In den sozialen Medien postet sie Videos von sich ohne Maske beim Einkaufen oder Bahnfahren, sie repostet Inhalte des extrem rechten Magazins Compact – oder veröffentlicht bei Telegram ein vermeintliches Zitat von Nicholas Rockefeller, in dem behauptet wird, das der Feminismus „unsere Erfindung“ sei, um „Frauen gegen Männer aufzuhetzen“ und somit „intakte Familien“ zu verunmöglichen. Das antifeministische Verschwörungsnarrativ hat auch eine antisemitische Ebene, stehen „die Rockefellers“ in der rechten Szene doch als Synonym für „die Juden“.

Das starke Engagement von Frauen ist nicht nur in der Querdenken-Bewegung gestiegen. Auch in der offen rechtsextremen Szene soll er von 20 auf rund 40 Prozent gestiegen sein. Zu weiblichem Aktionismus bei „Querdenken“ haben Nadine Frei und Ulrike Nack geforscht. Sie vermuten: Zum einen würden Frauen sich für Gesundheitsthemen interessieren und sich zum anderen auch stärker um ihre Familien sorgen. Frauen würden die Maßnahmen gegen die Pandemie als „leidvolle Erfahrung und Einschränkung ihrer Sorge um Angehörige“ wahrnehmen, schreiben Frei und Nack in „Frauen und Corona-Protest“. Die im Juni veröffentlichten Analyse belegt, dass es sich bei diesen Frauen „um bürgerliche Frauen mit höherem Bildungsabschluss“ handele, die offen für „esoterisches Denken“ seien.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Dahinter stehe eine romantische Idealisierung von Natur und Mütterlichkeit. „Die natürliche und umsorgende Weiblichkeit“, so Frei und Nack, sei zu einem „Ideal“ geworden, dass der Staat ihnen etwa durch die Impfkampagne streitig mache. Der Protest könnte demnach als ein „Aufbegehren gegen den Entzug ihres Hoheitsgebietes“ verstanden werden: den Schutz der Familie. „Frauen, die ihr Selbstwertgefühl primär auf diese Rolle der Sich-um-andere-sorgenden Frau aufgebaut haben“, würden sich durch staatliche Maßnahmen in ihrer Rollenausübung gehindert sehen. Die Coronamaßnahmen bedrohten daher ihre „gesellschaftliche Existenz“.

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