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Andere Gesichter

■ Jürgen Gosch inszeniert Handkes Stunde . . .

Von einem „grauen Bochum am Meer“ schwärmte Benjamin Henrichs in der Zeit, als Jürgen Gosch Die Stunde da wir nichts voneinander wußten im Frühjahr 1993 im roten Theaterschlachtschiff des Ruhrgebiets inszenierte. Handkes stummes Spiel war in eine spröde Poesie übersetzt. Jetzt hat sich Gosch noch einmal an dasselbe Stück gemacht, Premiere ist am Samstag im Thalia Theater.

Erst kürzlich ist eine andere Neuadaption einer Bochumer Gosch-Inszenierung in Hamburg über die Bühne gegangen, Die Mama und die Hure im TiK. Schon da war fast alles genauso wie in Bochum gewesen – und doch alles ganz anders. Ein anderer Raum, eine anders besetzte Rolle, ein neuer Blick auf das Stück (auch wenn er vom selben Regisseur kommt) können eine Theateraufführung von Grund auf verwandeln.

Auch bei Handkes Stunde wird es für diejenigen Theaterreisenden, die bereits die Bochumer Inszenierung gesehen haben, nur um verschobene Akzente und anders gesetzte Nuancierungen gehen – allein schon, weil nicht nur derselbe Regisseur, sondern mit Johannes Schütz auch derselbe Bühnenbildner und mit Andrea Schmidt-Futterer dieselbe Kostümverantwortliche auf dem Besetzungszettel stehen. Und dennoch wird alles ganz anders sein. Denn statt des nahezu geschlossenen Bochumer Ensembles werden jetzt nahezu alle Thalia-Schauspieler die 300 textlosen Auftritte bewältigen. Andere Gesichter, andere Mimiken, andere Formen, sich fortzubewegen. Das ist bei diesem Stück, mit dem sich Handke ein Theater nicht des Verstehens, sondern der flüchtigen Wahrnehmung phantasierte, ein Unterschied, der ums Ganze geht, selbst wenn dasselbe auf der Bühne passiert. drk

Premiere: Sonnabend, 20.  Januar, 20 Uhr, Thalia Theater

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