Anarchismus bei Rundfunkreform: Bei der Medienpolitik geht es derzeit zu wie im Zoo
Trotz Diskussionen der Ministerpräsident*innen im Leiziger Zoo bleibt der Streit um die Rundfunkreform ungelöst. Ein tierisches Spektakel.
E ne Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh // Nä, wat is dat schön, nä, wat es dat schön! Das hatten sich letzte Woche ja auch die Ministerpräsident*innen der Länder gedacht und deshalb in der Kongresshalle am Zoo Leipzig mal so richtig Medienpolitik gemacht. Bloß nicht gesagt, wie’s bezahlt werden soll.
Denn die so gut wie geklärte und fast schon unterschriftsreife Einigung über Beitrag & Co wurde bei der Konferenz der hohen Tiere auf die nächste Runde kurz vor Jahresende vertagt. Bis dahin gibt es erst mal nichts. „Da wäre es wirklich gelungener, wenn Elefant, Löwe und Giraffe die Politik übernehmen, bis sie zur Vernunft kommen“, sagt die Mitbewohnerin.
Was natürlich an so putzigen Frohnaturen wie den Beitragsstabilitäts-Stinktieren Söder und Haseloff liegt. Dass der Beitrag wie vorgesehen zum 1. Januar 2025 um die schwer umkämpften 58 Cent steigt, ist ausgeschlossen. Bis dahin kriegen die Länder nie das Kamel namens Beitragsstaatsvertrag durch ihre 16 Landtagsnadelöhre gepeitscht. Da ist sogar wahrscheinlicher, dass die Ampel noch was in Sachen gemeinnütziger Journalismus auf die Kette kriegt.
Kulturkanäle schreddern
ARD, ZDF und Deutschlandradio bereiten intern längst ihre Karawane vom Leipziger Godwana-Land zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe vor. Auch wenn ihre Oberhirsch*innen das nicht so laut rausröhren. Söder hatte den Anstalten letzte Woche bei den Medientagen München ja noch mal den Grizzly gemacht und gedroht, dass so eine Klage beim Bundesverfassungsgericht der Popularität und Legitimation des ÖRR in der Gesellschaft garantiert nicht auf die Sprünge hilft und wir beim Beitrag eh ein „komisches System in Deutschland“ hätten.
Pläne, liebgewonnene Kulturkanäle wie 3sat zu schreddern und/oder bei Arte unterzustellen, zeugen auch von einer komischen Systematik und helfen weder Popularität noch Legitimation beim Publikum auf die Sprünge. Sie sorgen für noch mehr Hektik bei den Erdmännchen von ARD bis ZDF.
Auch die Kultur reagiert vergangene Woche in Leipzig, indem Tonkünstler*innen inklusive des MDR Rundfunkchors und Orchesters den Tieren im Zoo wie den Ministerpräsident*innen ein Ständchen brachten. Darunter war auch der alte Luther Gassenhauer „Aus tiefer Not schrey ich zu Dir“.
Ein Karneval der Tiere
Nur war die ganze Reform-Menagerie schon mal viel weiter. Die possierlichen MPs waren sich beinah einig, doch Problembär Söder und Nasenbär Haseloff waren dagegen.
Weshalb die Medienreferenten der Länder beim Vers „Es ist doch unser Tun umsonst, auch in dem besten Leben“ ganz inbrünstig mitgesungen haben. So sehr, dass die Murmeltiere im Zoo ganz laut pfiffen.
Denn bei diesem Karneval der Tiere gilt auch in Leipzig das Kölsche Grundgesetz: Janz am Äng, do kütt mer zu de Aape // Nä, wat sin dat vell, nä, wat sin dat vell // Un die sieht mer der janzen Daag römhöppe // Un bei däne mäht jo jeder, wat e well!
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