hamburger szene : Anarchie und Sonnentag
Ein wunderschöner Frühlingstag. Es ist noch ziemlich frisch, der Himmel aber wolkenlos. In der Schanze laufen alle mit Sonnenbrille rum. Ich gehe mit einer Freundin spazieren. Die Idee hatten viele, ganz Hamburg scheint unterwegs zu sein.
Ein junger Vater mit Einkaufstüten in der Hand kommt uns entgegen. Das Kind thront auf seinen Schultern, lacht. Vor dem Altenheim sitzen die Alten, quatschen und rauchen. Punks waschen Windschutzscheiben, wenn sie dürfen. Heute dürfen sie ziemlich oft, die Sonne stimmt die Leute milde.
Die Straßen sind wie immer völlig zugeparkt. Kleine, verrostete Fords neben silbernen Audi Cabrios und liebevoll reparierten Bullys. Vor uns tauchen zwei riesige Autos auf. Ein schwarzer Jaguar und ein weißer BMW, keine Hamburger Kennzeichen. Beide sind nagelneu, sie glänzen in der Sonne um die Wette. Sauber sind sie auch, kein einziger brauner Spritzer ist zu sehen. Sie sehen ein bisschen wie Spielzeugautos aus, nur viel größer.
„Dass die noch nicht zerkratzt sind …“, sage ich zu meiner Freundin. Mein Blick haftet auf dem glänzenden, neuen Lack. Ein paar Schritte weiter, die Autos sind ziemlich lang, die Antwort auf meine Verwunderung: Auf der Motorhaube des weißen BMW prangt ein schwarzes Graffiti. Schwarz auf weiß – ein guter Kontrast. Wurde schnell hingeschmiert: ein Anarchiezeichen, riesengroß. Oder ist das jetzt auch schon ein Lifestyle-Accessoire für Hipster im urbanen Dschungel? UTE BRADE