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„An Bebauung wird nicht gedacht“

■ Naturschutzgebiet statt Gedenkstein für Murellenschlucht

Kurz vor Kriegsende wurden in Berlin Tausende sogenannte „Wehrkraftzersetzer“ oder Deserteure erschossen. Die Wehrmachtstellen befahlen Hinrichtungen am laufenden Band, ohne daß überhaupt ein Urteil gefällt wurde. Es gab zwei große Erschießungsplätze. Der eine lag in der Jungfernheide (Spandau), der andere in der Murellenschlucht, nördlich des Olympia-Geländes in Charlottenburg. Dieses Areal stand bis jetzt unter der Verwaltung der Briten und wird demnächst Charlottenburg übereignet. Die Abteilung Landschaftsschutz bei der Bauverwaltung hat neulich in einer Ausstellung Pläne zur Erschließung des Geländes der Öffentlichkeit vorgelegt. „Mit der Murellenschlucht müssen wir sehr sensibel umgehen“, sagte Baustadtrat Claus Dyckhoff. Sein Amt plant daher ein Naturschutzgebiet, in dem die Geschichte dieses furchtbaren Ortes erkennbar wird. An eine Bebauung „wurde und wird nicht gedacht“, sagte er zur taz. „Wir wollen auch nicht die Geschichte einfach entsorgen, indem wir nur einen Gedenkstein hinsetzen.“

Dyckhoff steht deshalb in ständigem Kontakt mit einer Arbeitsgruppe um Pfarrer Engelbrecht und Professor Helmut Dorsch-Supan. Diese beschäftigt sich schon seit Jahren mit der politischen Topographie rund um das Olympia- Stadion, also auch mit der Murellenschlucht. „Die beiden Komplexe gehören unbedingt zusammen“, weiß Dyckhoff. Im vergangenen Jahr gab es dazu auch eine Veranstaltung im Haus der „Topographie des Terrors“. Die Vorgänge in der Murellenschlucht ab Februar 1945 werden ebenfalls in den bezirklichen Studien über Charlottenburg und Spandau, herausgegeben von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, erwähnt. Die gestern in einem Boulevard- Blatt aufgepeppte Story über die „Schlucht des Grauens“ ist fast wörtlich von diesen 1988 und 1991 erschienenen Broschüren abgeschrieben. aku

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