piwik no script img

Amnestie gilt nicht

■ Dopingprozeß in Berlin wird fortgesetzt

Berlin (taz) – „Was außerhalb jeder Verfolgung stand, bedurfte keiner Amnestie“, stellte Hans- Georg Bräutigam, Richter im Berliner Dopingprozeß, am gestrigen Verhandlungstag fest und wies den Antrag der Verteidigung der sechs Angeklagten ab, das Verfahren aufgrund zweier Amnestien in der DDR einzustellen. Die angeführten Amnestien von 1987 und 1989 hätten nur für abgeschlossene Strafverfahren und Ermittlungsverfahren gegolten, nicht aber für zum damaligen Zeitpunkt „unerkannte Straftaten“. Ebensowenig sei der Verdacht, Straftaten begangen zu haben, Gegenstand der Amnestien gewesen.

Der Prozeß wird also weitergehen, auf die aktive Mitwirkung der Angeklagten muß das Gericht jedoch erst einmal verzichten. Die Anwälte der angeklagten Trainer und Mediziner erklärten, daß diese sich „vorerst“ weder zur Sache noch zur Person äußern würden. Geplant ist, nach Ostern mit der Vernehmung der Zeuginnen zu beginnen, 19 Schwimmerinnen, die zur Vergabe gesundheitsschädlicher Dopingmittel an Minderjährige aussagen sollen.

Auch gestern saß wieder Funktionärsprominenz der DDR auf den Zuschauerbänken, darunter Manfred Ewald, einst Präsident des DTSB, sowie sein Nachfolger Klaus Eichler, der das Verfahren kurzerhand als „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Juristerei“ abqualifizierte. Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen