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Amis sind zu aufgeregt

■ Für die Eishockeyprofis der USA geht beim 2:4 gegen Schweden „ein Traum in Erfüllung“

Nagano (taz) – Ein Drittel lang spielten die USA bei ihrer 2:4-Niederlage gegen Schweden jenes Eishockey, das sich die Fans vom Auftreten der NHL-Stars beim olympischen Turnier erhofft hatten: dynamische Läufe mit dem Puck, schnelles, genaues Paßspiel, knallharte Schüsse, aggressives Forechecking, wuchtige Bodychecks und zwei sehenswerte Tore. Einziger Schönheitsfehler: der Gegentreffer der Schweden, die sich dann im zweiten Drittel besser auf den Gegner einstellten und mit ihrem kühlen, effizienten Spiel das Match langsam in die Hand nahmen.

„Man verpulvert nicht seine Energie in einem Drittel“, kritisierte US-Coach Ron Wilson seine Spieler, nach dem Furioso der ersten zwanzig Minuten habe sich deutlich Müdigkeit bemerkbar gemacht. „Wir waren eben sehr aufgeregt, weil es endlich losging“, erklärte Brian Leetch von den New York Rangers das ungestüme Vorgehen, „für viele war es die Erfüllung eines langgehegten Traumes.“ Im weiteren Spielverlauf sei dann „das emotionale Level niedriger gewesen“.

Trotzdem dominierten die USA optisch das Match und feuerten viel mehr Schüsse auf das Tor von Tommy Salo ab als die Schweden auf das von Mike Richter. Der Keeper der Skandinavier bewahrte aber auch in brenzligsten Situationen die Ruhe und hielt, was zu halten war – in diesem Fall fast alles. „Zu aggressiv“ habe sein Team gespielt, ärgerte sich Wilson, und die Abwehr grob vernachlässigt. Wenn ein Verteidiger nach vorn gerannt sei, habe sich der eigentlich für die Absicherung zuständige Stürmer auch noch in den Spielzug eingeschaltet.

So kamen nach Puckverlusten äußerst gefährliche Konter der Schweden über Mats Sundin (Toronto) und Peter Forsberg (Colorado) zustande, die beide ein hervorragendes Spiel boten. „Solch großartige Leute kann man nicht über das ganze Match ausschalten“, meinte Leetch, „sie sind oft auf dem Eis und schaffen sich irgendwann ihre Chance.“ Und nutzen sie, wie Sundin bei seinem Solo zum 4:2 und Forsberg mit zwei raffinierten Assists für Daniel Alfredsson von den Ottawa Senators.

„Wir haben grundlegende Fehler gemacht“, räumte Brian Leetch ein, sah die Schlappe aber nicht sonderlich dramatisch. „In einer K.o.-Runde wäre die Niederlage vernichtender gewesen.“ Der kuriose Modus der Endrunde in Nagano, bei der die acht Teams in drei Gruppenspielen bloß die genaue Zusammensetzung des Viertelfinales ausspielen, läßt auch Wilson optimistisch in die Zukunft schauen. „Wichtig ist erst das vierte Match, die drei vorher kann man benutzen, um die richtige Chemie zu finden.“

Eine größere Bedeutung sah Schwedens Coach Kent Forsberg in dem überraschenden Sieg seiner Mannschaft: „Für unsere Spieler ist es wichtig, jetzt zu wissen, daß sie die USA schlagen können.“ Ein baldiges Wiedersehen ist sehr gut möglich. Dann aber mit K.o-System. Matti

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