American Pie: Dunk in die Zukunft
■ Sylvia Crawley läßt es beim All Star-Game der Frauenbasketball-Liga ABL krachen
This'll be the day that I die
Die NBA hat ihren Dunking- Wettbewerb gerade abgeschafft, beim All Star-Match der Frauen-Profiliga ABL am Sonntag waren die Dunks jedoch der absolute Höhepunkt. Weder in der WNBA noch in der ABL hat es bislang ein Dunking in einem regulären Match gegeben, und viele Kritiker des Frauenbasketballs sagen, daß die beiden Profiligen allein schon deshalb keine Chance hätten. 4.189 Zuschauerinnen und Zuschauer im Disney Sports Complex von Lake Buena Vista, Florida, konnten sich in der Halbzeit des vom Sender Fox live übertragenen All-Star- Spiels davon überzeugen, daß Frauen sehr wohl dunken können. Den Sieg holte sich Sylvia Crawley von der Colorado Xplosion, die einen „blinden“ Dunk mit Augenbinde sicher versenkte. Weniger spektakulär verlief das Match, welches der Westen klar mit 102:73 gegen den Osten gewann.
Nach dem großen Erfolg der WNBA im Sommer waren der ABL kaum noch Überlebenschancen eingeräumt worden, doch die bisherige Saisonbilanz fällt positiv aus. Der Zuschauerschnitt stieg auf über 4.000, während die WNBA fast 10.000 hatte. Nike und Reebok vergrößerten ihr Engagement, und Fox überträgt immerhin 16 Sonntagsspiele live ins ganze Land. Das Marketing-Budget erhöhte sich auf 3 Millionen Dollar, was im Vergleich zu den 15 Millionen der WNBA immer noch kläglich klingt. Bitter, aber zu verkraften war der Verlust der besten Spielerin der ersten ABL-Saison, Nikki McCray, die zur WNBA überlief. Dafür gelang der ABL ein Propaganda- Coup, indem sie den renommierten K.C. Jones, der als Spieler und Trainer 12 NBA-Titel holte, als Coach für New England Blizzard gewann.
Besonders gern geht die ABL damit hausieren, daß sie den besseren Basketball bietet. Während die WNBA stark auf ausländische Spielerinnen und bekannte Veteraninnen setzte, konzentriert sich die ABL auf den nationalen Talentpool. 13 Olympiateilnehmerinnen, 9 ehemalige Spielerinnen des Jahres, und 10 der 13 besten College-Spielerinnen von 1997 verdienen ihr Geld jetzt in der ABL. „Wir haben ein großartiges Produkt, wir müssen es nur bekannt machen“, sagt Gary Cavalli. Der ABL-Präsident ist überzeugt, daß beide Ligen problemlos nebeneinander bestehen können und glaubt, daß der Erfolg der WNBA sogar hilfreich sei: „Die Leute fragen sich: Haben wir eigentlich auch ein Frauenbasketballteam?“ Wenn es nach Cavalli geht, bringt das nächste Jahr nicht nur Dunks, sondern einen besonderen Clou: „Wäre es nicht großartig, wenn es ein All Star-Match WNBA gegen ABL gäbe?“ Matti Lieske
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