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Archiv-Artikel

Beatsteaks-Gitarrist Bernd Kurtzke über Vergänglichkeit und die Engstirnigkeit der Punkrockszene Am Tag darauf war er tot

Live schlägt die Beatsteaks kaum einer. Mit ihrem erquickend rohen Sound überwinden die Berliner gerade den Status „Ewiger Geheimtipp“ und mausern sich zur Punkband der Stunde. Auf ihrem neuen Album Smack Smash widmen sich die Beatsteaks unter anderem einem ihrer Helden: Joe Strummer, dem verstorbenen Ex-Frontmann von The Clash, der neben den Sex Pistols wohl bedeutendsten Punkrock-Formation überhaupt. Ein Gespräch mit dem Beatsteaks-Gitarristen Bernd Kurtzke.

taz: Bernd, auf eurem neuen Album „Smack Smash“ ehrt ihr mit „Hello Joe“ den The-Clash-Sänger Joe Strummer.

Bernd Kurtzke: Unser Drummer Thomas und ich sind mit seiner Musik groß geworden. Joe Strummer hat mir gezeigt, wie man sich musikalisch öffnen kann. Letztes Jahr coverten wir noch auf einem Konzert The Clash – am Tag darauf war Joe tot. Und das hat sich nicht angefühlt wie bei jemandem, von dem man nur mal gehört hat. Das hat gesessen. Joe war ein unglaublicher Mensch. Hör dir allein die Sachen mit den Mescaleros an. Der hat an Musik alles zugelassen. Du hattest nie das Gefühl, dass einer vor dir steht und mit dem Zeigefinger droht.

Strummer hat sich mit seinem Hang zum Experiment nicht nur Freunde gemacht. Ist die Punkszene besonders engstirnig?

Ganz ernsthaft: Als ich noch jung war und das Clash-Album Sandinista! gehört habe, dachte ich, was ist denn das für ein Mist. Das ist ja gar kein Punkrock mehr. Bald fand ich aber, dass diese Scheibe sogar mehr mit Punk zu tun hatte, als vieles, was sich damals so nannte.

Was macht denn Punkrock aus?

Energie. Es hat weniger mit Sound zu tun. Wenn ich mir heute alte Punk-Sachen anhöre, fällt mir zum Beispiel auf, dass die einen super-schlechten Sound haben. Die Songs an sich und die Energie, die in die Tracks gelegt wurde, interessieren mich aber trotzdem.

Kann man heute noch Punkrock der alten Schule machen?

Die Kiste muss zubleiben. Wir erfinden die Musik ja auch nicht neu, versuchen aber trotzdem eigenständig zu sein, ein eigenes Gesicht zu haben.

Wie sieht dieses Gesicht aus?

Auch wenn Arnim derjenige ist, der auf der Bühne durchdreht, sind die Beatsteaks keine One-Man-Show. Wir sind eine Einheit, die nur mit diesen fünf Charakteren funktioniert. Was durchaus eine Macht sein kann.

Sobald einer aussteigt, sind die Beatsteaks Geschichte?

Ich kann es mir nicht anders vorstellen.

Elvis hat gesagt, er verstehe nichts von Musik, das sei in seinem Fach nicht nötig. Würdet ihr das unterschreiben?

Also, wir können, bis auf Thomas vielleicht, nicht nach Noten spielen. Ich denke aber auch, dass ein Musiker, der sich in diesen Dingen vollkommen auskennt, schneller an den Punkt gelangt, wo es langweilig wird. Und davor hat jeder von uns Angst. Interview: Florian Zapf

Donnerstag, 20 Uhr, Grünspan