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■ StandbildAm Ende mißlich

„Schmutzige Wahrheit“, Mo., 20.15 Uhr, ZDF

In jedem Falle anzuerkennen ist die Abweichung vom Konfektionskrimi und der Baukastenkomödie. Respekt auch für die Idee, den „Katharina Blum“-Topos in die 90er zu transferieren und weiterzuentwickeln: Hier greift das verleumdete Opfer bereits kurz nach Beginn zur Waffe. Der bis dahin skrupellose Chefredakteur einer Boulevardillustrierten – ein Hansdampf in allen Gossen – überlebt den flüchtig hingefeuerten Schuß, bleibt aber ein wenig angeschlagen. Die Suche nach der Attentäterin soll Linderung bringen. Das Vorhaben gelingt, die ausgeschüttete und die erschütterte Seele finden sich gar im via Cromofilter als arkadisches Idyll ausgewiesenen südfranzösischen Exil.

Über seiner Läuterung allerdings verliert unser Chefredakteur dann den vorher bei aller Zyne doch recht regen Verstand und übersieht blindweg, daß sich frühere Schandtaten und der von ihm herangezogene Vize gegen ihn wenden. Es folgt klischeeblöd erst die verbale, dann die buchstäbliche Selbstzerfleischung in der neonbestrahlten Weltschmerzbar.

Dezenter als einst bei Böll/ Schlöndorff waren Anklänge eingestreut. Das zentrale Moment aber war die sachte Annäherung zwischen Schmierenjournalist und seinem vordem gewaltbereiten Gegenüber, das behutsame Abtasten und der nur widerstrebend hingenommene Vertrauenszuwachs. Ausgerechnet hier jedoch zeigte das Drehbuch Mängel. Zu sehr, zu lange blieben die Protagonisten in ihren eigenen Welten gefangen, ihre Beziehung wurde nicht entwickelt, sondern verordnet, um noch Zeit zu haben für den abschließenden Knalleffekt. Eine falsche Gewichtung – ein vielversprechender Ansatz wurde ohne Not verspielt. Harald Keller

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