piwik no script img

Always Unfug

Daß sich hinter dem Namen „Always Ultra“ eine Damenbinde verbirgt, setze ich als bekannt voraus. Aus der aktuellen Anzeige, die in der Bravo für die Miniwindel wirbt, geht das allerdings nicht hervor. Hier taucht weder der Begriff „Damenbinde“ auf, noch ist von einer Mädchenbinde die Rede. Sind die junger Dinger denn so schamhaft, daß man ihnen nur mit einer „Dri-Weave-Oberfläche“ kommen darf?

Aber zur weitaus wichtigeren Frage: „Was haben Jungs und Always Ultra gemeinsam?“ fragt der Werbetext, den eine löwenmähnige junge Person in kurzem Glitzerpulli und katzengoldfarbener Hose dekoriert. Tja, was haben sie gemeinsam? „Beide lassen sich leicht in die Tasche stecken“, lautet die Antwort. „Den Jungs erzählt man halt nicht alles, und Always Ultra ist sowieso ganz unauffällig.“ Klarer Fall von Gemeinsamkeit: Jungs sind wie Always Ultra, und Always Ultra ist wie Jungs. Aber irgendwie kann das nicht stimmen. „Jede Always Ultra ist in einer eigenen kleinen Hülle verpackt“, heißt es weiter. Das kann man nur noch mit viel gutem Willen als Gemeinsamkeit durchgehen lassen. Jungs, in eigener Hülle? In kleiner Hülle? Na gut. „So kannst Du sie ganz leicht überall mitnehmen“, fährt die vergleichende Werbung fort, und spätestens hier kommen doch Zweifel auf. Bernd zum Beispiel, den Sohn der Nachbarn, konnte man ganz bestimmt nicht überall mitnehmen. Der war kein Junge für eine Nacht. Die Firma Always quakt derweil munter weiter: „Genauso leicht wirst Du sie damit auch wieder los: einwickeln, verschließen, weg damit.“ Von wegen! Bindenhersteller haben offensichtlich keine Ahnung von Jungs, vor allem keine von Henning aus der Parallelklasse, den man einfach nie wieder loswurde, wenn man ihn auf einer Party traf. Daß sich also „die Problemchen mit den Jungs und die mit der Periode ganz diskret lösen lassen“, wie Always schlußfolgert, ist dreist gelogen. Der Gipfel der Unverschämtheit aber findet sich in der letzten, bindenförmig gebogenen Zeile. Danach wären Jungs „always sauber, always trocken und mit Sicherheit ein gutes Gefühl“.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Behauptung, junge Männer hätten auch einen Klebestreifen. Carola Rönneburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen