: Alterssenilität
Das Jubiläumsspiel zum 41. Bundesligajahr ging dem Hamburger SV gestern Abend beim 0:2 gegen Bayern München gründlich daneben
aus HamburgOKE GÖTTLICH
Lebenserfahrung schützt vor den Nebenwirkungen des Alltags. Es ist die Gelassenheit, die übernervöse Reaktionen wie ein Beruhigungsmittel bekämpft. Im Falle des nun im 41. Spieljahr befindlichen HSV muss man neuerdings feststellen, dass Nervosität über Weisheit obsiegt. Unangenehm wird es, wenn Vereine jüngeren Jahrgangs – 1965 im Falle des FC Bayern – ihren fußballerischen Vorteil nicht auf jungdynamische Aktionen beschränken, sondern gerade durch taktische Weisheit ein Spiel zu gestalten und in diesem Fall 2:0 gewinnen.
Zwei Situation weisen darauf hin, dass es dem HSV vor allem an Abgeklärtheit mangelt. Nach dem 1:5-Desaster in Wolfsburg am vergangenen Wochenende zeigt HSV-Coach Kurt Jara erste nervöse Personalentscheidungen. Collin Benjamin feierte sein Debüt nach einer langen Knieverletzung und zeichnete sich durch übereifrige Aktionen an der Mittellinie und eine frühe gelbe Karte aus. Bereits nach zehn Minuten ließ Jara daraufhin den in Wolfsburg unglücklichen Jacobsen warmlaufen. Nervosität? Eingewechselt wurde Jacobsen, erst als Benjamin Rot gesehen hatte (52.). Pech?
In der der 15. Spielminute dann ein bayrischer Spielzug der zeigte, dass der HSV spielerisch zum alten Eisen zu zählen ist. Der niederländische Neuzugang Roy Maakay zog Ujfalusi geschickt aus der Innenverteidigung des HSV, lockte ihn in Richtung Mittellinie, passte auf die rechte Seite zu Sagnol, der die Lücke in der HSV-Deckung aufspürte und den Kopf von Claudio Pizarro avisierte. Der konnte, von Hoogma nicht mehr abgedeckt, zum 0:1 einköpfen. Unerfahrenheit?
Weniger. Dem HSV mangelt es sowohl an abgeklärtem Spiel wie im vergangenen Jahr als auch an nötiger Kreativität ohne den ebenso wie Cardoso gestern verletzten Mehdi Mahdavikia. „Wir sind weit weg von der Stabilität des Vorjahres“, so Sportchef Dietmar Beiersdorfer.
So feierte man ein Jubiläum, dass viel Arbeit für die kommenden Wochen bereitet. „Wenn die Spieler, die dem Spiel früher den Stempel aufdrückten, ins Schwimmen geraten, ist alles schwer aufrechtzuerhalten“, sagt Beiersdorfer. Mehr denn je gilt es für den HSV den Retro-Trend auf dem Spielfeld zu stoppen. „Wir hatten nach der Bayern-Führung den Flattermann im Spiel“, so HSV-Mittelfeldmann Stefan Beinlich. Dieser Mann mehr auf dem Feld nützte dem HSV aber recht wenig. Bei den Bayern spielte Ballack in der 78. Minute Elber an, der zwei Minuten nach seiner Einwechslung das 2:0 markierte.
Als Tabellensiebzehnter muss der HSV nun aufpassen, dass man die Jubiläums-Wünsche von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder nicht doch noch braucht. „Ich hoffe dass der HSV für immer der Dino der ersten Liga bleibt.“ Dino ja. Aber der ersten Liga?