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Alternative für Grohn: US-Privatuni als Brückenkopf

■ Rice University aus Texas und Senat wollen schnell konkrete Pläne schmieden

„Rice – the Next Century“: Dieser Plan wurde am vergangenen Donnerstag in Houston, Texas, beschlossen und schlägt Wogen bis nach Bremen. Der Stiftungsrat der Rice University will die internationale Reichweite seiner eigenen Forschungsprojekte vergrößern. Da hakt Bremen ein und bietet das Kasernengelände in Grohn als Standort für eine amerikanische Privatuniversität in Europa.

Der Rektor der Bremer Universität, Professor Jürgen Timm, der den Kontakt nach Texas im vergangenen Jahr geknüpft hatte, war im Auftrag der Wissenschaftsbehörde in den USA, um Bremens Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu bekunden. Die Stiftungsräte und der Präsident der Rice University, Malcolm Gillis, sind offenbar beeindruckt. Das sogenannte White Paper, in dem ein erster Entwurf eines Konzeptes aufgezeichnet ist, wird jedenfalls laut Bremer Wissenschaftsbehörde „sehr unterstützt“.

Nach diesen Signalen aus den USA beschloß der Bremer Senat gestern, die Planungen zu konkretisieren, die seit einem Besuch einer Rice-Delegation in Bremen im November geschmiedet und von Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) als „sehr attraktiv“bewertet werden.

Damit gibt es nun für das Kasernengelände in Grohn ein zweites ehrgeiziges Wissenschaftsprojekt als Alternative: Denn auch der Umzug der Hochschule Bremen aus der Neustadt soll laut Senatsbeschluß von gestern parallel weiter geprüft werden.

Die Texaner suchen nach Partneruniversitäten, mit denen sie den Sprung über den Atlantik wagen wollen. Dabei sind neben Hochschulen aus Indiana und Toronto auch Harvard und das MIT im Gespräch. Für amerikanische Hochschulen sind „Brückenköpfe“in Übersee interessant, um direkt mit ausländischen Firmen lukrative Forschungsprojekte an Land zu ziehen und die Auslandsorientierung ihrer Studenten zu verstärken.

Geplant wird in Grohn eine Campusuniversität für etwa 1.200 Studenten und 100 festangestellte Wissenschaftler aus Europa, den USA und der übrigen Welt. Die könnten auf dem Gelände wohnen und Sport treiben. Auch die Uni Bremen und die Hochschule sollen sich an der „internationalen Universität“beteiligen dürfen. Einen Wissenschaftspark, wie er im Falle eines Hochschulumzugs Gewerbe anlocken soll, halten die Initiatoren für machbar. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist ein wesentliches Ziel der Amerikaner.

Der Lehr- und Forschungsbetrieb würde sich aus Zuwendungen der Wirtschaft, aus privatem Stiftungskapital und aus Studiengebühren tragen. Für die Anlaufinvestitionen schwebt der Bremer Wissenschaftsbehörde eine Teilung Kosten – nach vorsichtigen Schätzungen etwa 180 Millionen Mark – unter den Amerikanern, der Bremer Wirtschaft und dem Senat vor. Die Amerikaner wollen sich endlose Planungen sparen: Ein Jahr geben sie sich und den Bremern für Planung und Gründung, in fünf Jahren soll der Lehr- und Forschungsbetrieb beginnen.

Die Rice University gilt in den USA als äußerst renommierte Forschungsuniversität und durch gute Beziehungen zur texanischen Öl-Industrie als sehr finanzkräftig. Gerade erhielt Rice aus einer Familienstiftung eine Spende von 21 Millionen Dollar für eine neue Bibliothek. Mehr als die Hälfte ihrer 4.800 Studenten muß nicht die volle Studiengebühr von insgesamt 22.460 Dollar bezahlen, sondern wird durch Stipendien unterstützt. Rice akzeptiert fast nur Bewerber aus den besten fünf Prozent ihrer Schulklassen. Joachim Fahrun

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